Leipzig (epd). Für den Intendanten des Leipziger Bachfestes, Michael Maul, haben Festivals nur dann eine Zukunft, wenn die Besucher auch weiterhin an die Veranstaltungsorte kommen. „Festival ist, wenn man hingeht“, sagte Maul im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Alle Kulturinstitutionen merkten jedoch, dass das Publikum erst wieder dazu aktiviert werden müsse, in die Häuser zu kommen.

Nach dem pandemiebedingten „Zwangspraktikum im Netz“ wolle das Bachfest aber auch in Zukunft punktuell auf hybride Formate setzen. Einige Highlights sollen auch für das globale Publikum zugänglich sein, allerdings hinter einer Bezahlschranke, erklärte Maul. Ein kostenfreies Streaming-Angebot wäre unfair gegenüber den Besuchern vor Ort und den Künstlern, sagte er. Ziel sei es, ein vernünftiges Verhältnis zwischen Mehraufwand für das Streaming und den Einnahmen zu erreichen.

Das kommende Leipziger Bachfest vom 9. bis 19. Juni 2022 steht unter dem Motto „Bach - We Are Family“ und betont den globalen Charakter der heutigen Bach-Familie. „Wir wollen die Bachbegeisterten nach Leipzig einladen und ihnen die Chance geben, an den Originalspielstätten selbst aktiv zu werden“, sagte Maul. Die bereits für 2020 geplante Idee werde in zwei Teilen 2022 und 2024 umgesetzt.

Im nächsten Jahr sollen demnach 30 Bachchöre vor allem aus Deutschland und Europa, aber auch aus Paraguay, Japan, Kanada oder den USA nach Leipzig reisen. 2024 sollen dann 18 Bachchöre von allen Kontinenten in 18 Konzerten den kompletten „Choralkantaten-Jahrgang“ aufführen. „Das sind über 60 Kantaten, die Bach 1724/25 komponierte. Das hat es so vorher noch nicht gegeben“, betonte Maul. Das Datum passe zudem recht gut: Schließlich werde der Jahrgang dann 300 Jahre alt.