Düsseldorf (epd). Friedensethik, Missbrauch und Klimaschutz: In seinem diesjährigen Bericht vor der rheinischen Landessynode hat Präses Thorsten Latzel am 17. Januar in Düsseldorf Position zu wichtigen Themen in Kirche und Gesellschaft bezogen. In der Debatte über den Ukraine-Krieg warnte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland davor, die Debatte auf Waffenlieferungen einzuengen. Die sozialen Folgen des Krieges in Deutschland müssten besser aufgefangen werden. Mit Blick auf den Klimawandel erneuerte Latzel seine Forderung nach einem anderen Lebensstil.
Die Ukraine habe ein Recht auf Selbstverteidigung und es sei die Aufgabe der Völkergemeinschaft, sie dabei zu unterstützen, sagte der 52-jährige Theologe vor dem Kirchenparlament der 2,27 Millionen rheinischen Protestanten. Dies sei jedoch Sache des Staates.
Erinnerung an große pazifistische Tradition" der Kirche
Die Kirche habe nach der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 die Aufgabe, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit sowie an die Verantwortung aller zu erinnern. Außerdem könne sie die Versorgung ukrainischer Flüchtlinge unterstützen und ihre friedenspädagogische Kompetenz einbringen, sagte Latzel. Er hob die „große pazifistische Tradition“ der evangelischen Kirche hervor und mahnte, die Menschen in Russland nicht zum Feindbild zu machen. Christen zeichne auch der Gedanke der Feindesliebe aus.
An die Politik appellierte Latzel, mehr zur Bekämpfung von Armut zu tun. Auch in Deutschland seien vor allem die ärmsten Menschen von hoher Inflation und gestiegenen Preisen infolge des Ukraine-Krieges betroffen.
Mehr Sensibilisierung beim Thema Mibrauch angemahnt
Beim Thema Missbrauch hob der Theologe die besondere Verantwortung der Kirche hervor: Hier hätten Menschen, die für Seelsorge zuständig waren, andere an Körper und Seele verletzt. „Zu oft wurde weggesehen, geschwiegen oder vermeintlich versucht, den Ruf der Institution zu schützen.“ Durch fehlende Anerkennung des Leides sei vielen Betroffenen ein zweites Leid widerfahren, Kirche müsse aber auf ihre Anliegen hören.
Im Februar sollen nach Angaben der rheinischen Kirche die Ergebnisse einer Regionalstudie mit der westfälischen und der lippischen Kirche sowie der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe vorgelegt werden. Für den Herbst werden erste Ergebnisse einer Studie auf Ebene der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erwartet.
Mit der Schöpfung darf nach den Worten des rheinischen Präses nicht gedankenlos umgegangen werden, als wäre sie unerschöpflich. Auch die zweitgrößte Landeskirche in Deutschland wolle ihr Ziel angehen, bis 2035 klimaneutral zu werden: „Dafür ertüchtigen wir unsere Gebäude, ändern unser Mobilitätsverhalten, kaufen wir nachhaltig ein.“
Der Landessynode liegt ein Antrag aus den Reihen der evangelischen Jugend vor, in dem ein sofortiges Moratorium für die Kohleförderung unter Lützerath gefordert wird. „Eine Atempause dient der Deeskalation und schafft Zeit für klimapolitisch verantwortbare Entscheidungen“, heißt es in dem Antrag. „Zukünftigen Generationen dürfen nicht die Belastungen der jetzigen Generation überlassen werden, sie haben ein Recht auf eine natürliche Lebensgrundlage.“
Im Blick auf das kirchliche Leben äußerte Latzel den Wunsch, dass mehr Menschen anderer Herkunft in den Gemeinden heimisch werden: „Wir sprechen viel von Offenheit und sind aber doch ziemlich biodeutsch.“ Angesichts einer schwindenden kulturellen Selbstverständlichkeit des Glaubens müssten Familien darin unterstützt werden, mit Kindern zu beten und ihnen aus der Bibel vorzulesen.