Bonn (epd). Die Evangelische Friedensarbeit hat eine zunehmende Kriegslogik in Deutschland kritisiert und gefordert, stattdessen den Blick stärker auf eine zukünftige neue europäische Friedensordnung zu richten. Dazu gehöre auch die Frage, wie Russland in diese Ordnung künftig eingebunden werden könne, sagte der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer, am 19. Januar in Bonn zum Amtsantritt des neuen Verteidigungsministers Boris Pistorius.
Bei allem berechtigten Entsetzen über den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sei aus dem Blick geraten, „dass neue, verstärkte Bemühungen um Völkerverständigung auch mit Russland erforderlich sein werden, selbst wenn diese derzeit kaum möglich erscheinen“.
„Gesprächsmöglichkeiten ausloten“
Kramer mahnte stärkere Friedensbemühungen an: „Deutschland sollte alles dafür tun, dass Wege hin zu einem Waffenstillstand und Friedensverhandlungen eröffnet werden.“ Dazu würde auch gehören, weitere Gesprächsmöglichkeiten über die Vereinten Nationen oder die OSZE auszuloten, „damit dieses schreckliche Sterben auf den Schlachtfeldern in der Ukraine ein Ende findet“, sagte der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Die Evangelische Friedensarbeit teile die Einschätzung des neuen Verteidigungsministers Pistorius, dass Deutschland - indirekt - am Krieg in der Ukraine beteiligt sei. Daraus ergebe sich eine große Verantwortung dazu beizutragen, dass der Krieg nicht weiter eskaliere, sondern ein Weg hin zu Friedensverhandlungen beschritten werde, sagte Jens Lattke, Vorstandsmitglied der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) laut Mitteilung.