Düsseldorf (epd). Im Gesundheitsausschuss des NRW-Landtags haben am 18. Januar Beschäftigte aus Medizin und Pflege über Erfahrungen mit Gewalt berichtet. Pflegefachkraft Dominik Stark sagte, er selbst habe schon verbale und physische Übergriffe bis hin zu einer Morddrohung erlebt. „Es ist schon zum Alltag geworden.“ Der anhaltende Fachkräftemangel führe zu Zeitnot, die wiederum bei den Patienten Unzufriedenheit und Aggressionen hervorrufe.

Sandra Postel von der Pflegekammer NRW bestätigte seine Aussage. Eine interne Umfrage habe ergeben, dass 91 Prozent der Beschäftigten in der Pflege schon Gewalt in jeder Form erlebt haben. „Wir müssen mehr für die Prävention tun, damit Gewalt nicht erst eskaliert“, sagte sie. Zwar gebe es zum Beispiel das Konzept „Sicherheit im Dienst“, doch fehle die Zeit, um an den Schulungen teilzunehmen.

Als Vertreter der Krankenhausgesellschaft NRW stellte Matthias Ernst fest, dass die Hemmschwellen geringer würden. „Die Fälle von verbaler, körperlicher und sexualisierter Gewalt haben an Intensität zugenommen. Die Lunte bis zur Eskalation ist kurz geworden“, sagte Ernst. Er gehe davon aus, dass diese Tendenz anhalten werde. Die Beschäftigten seien zwar sehr belastbar, „aber die Bereitschaft zur Toleranz ist spürbar zurückgegangen“.

Christine Strobel vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) sagte, alle, die in der Pflege tätig sind, müssten auf solche Gewalterfahrungen vorbereitet werden. „Das ist bisher noch nicht der Fall.“

Studien belegten, dass zudem rassistische Diskriminierung zum Alltag von ausländischen Pflegekräften gehöre, sagte Sidra Khan-Gökkaya, Integrationsbeauftragte am Universitätsklinikum Hamburg. „Es gibt ganz viele Vorstufen der Ablehnung“, sagte sie. „Es wird aber als Tabuthema behandelt. Deshalb fehlt ihnen die Kompetenz, damit umgehen zu können.“ Um das gesamte Personal besser zu schützen, forderte sie „auch die Führungskräfte zu schulen, damit sie den Mitarbeitern Rückhalt geben können.“