Düsseldorf (epd). Ermittler haben im Jahr 2021 rund 1.200 Online-Sexualdelikte in Nordrhein-Westfalen registriert. Fast 80 Prozent der angegebenen Fälle von sexualisierter, digitaler Gewalt (940) konnten aufgeklärt werden, wie aus einer Antwort von Justiz- und Innenministerium auf eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt.
Am häufigsten wurde laut der Polizeistatistik des Justizministeriums das „Einwirken auf Kinder“ nach dem Paragrafen 176 des Strafgesetzbuches registriert. Darunter fallen etwa Versuche von Tätern, Kinder über Chats, SMS, oder soziale Medien zu sexuellen Handlungen zu bewegen. Zuerst hatte die „Rheinische Post“ am 18. Januar darüber berichtet.
Nach Erkenntnissen der Strafverfolgungsbehörden würden unterschiedliche Delikte von sexualisierter digitaler Gewalt zügig zur Anzeige gebracht, erklärte das Justizministerium. Nach Erfahrung der Strafverfolgungsbehörden würden Vorkontakte häufig über Internetgruppen, häufiger jedoch über soziale Medien wie Facebook, Instagram oder Tiktok aufgebaut.
Die Sprecherin für Gleichstellung und Frauen der SPD-Landtagsfraktion, Anja Butschkau, geht von einem großen Dunkelfeld aus, das nicht zur Anzeige gebracht werde. „Die geringen Zahlen der zur Anzeige gebrachten Straftaten decken sich nicht mit den Erfahrungen der Mehrheit junger Frauen und Mädchen“, erklärte sie.
Die Angaben der Landesregierung lieferten auch keine Angaben darüber, „ob die wenigen zur Anzeige gebrachten Fälle sexualisierter Gewalt in einer Verurteilung der Straftäter mündeten, beklagte Butschkau“. Nötig sei daher eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Themenbereichs: „Wir wollen wissen, welches Ausmaß sexualisierte Gewalt im Internet hat und vor allem, wie es sich auf die Opfer auswirkt.“