Hamburg (epd). In den Führungsetagen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist der Frauenanteil in den vergangenen drei Jahren merklich gestiegen. Eine völlige Gleichstellung werde allerdings nur bei wenigen Sendern erreicht, erklärte der Verein ProQuote Medien am 27. April in Hamburg. Vor allem im privaten Rundfunk und in der Sportberichterstattung seien die Zahlen enttäuschend.

Bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und der Deutschen Welle waren 2021 laut ProQuote Medien im Durchschnitt 44,7 Prozent der Leitungsstellen für Programm und Redaktion von Frauen besetzt. Gewichtet nach Hierarchieebenen waren es 43,4 Prozent (ohne Arte). 2018 lag der Anteil noch bei 37,7 Prozent. Die Rundfunkräte sind zu 40,3 Prozent mit Frauen besetzt, die Verwaltungsräte mit 38,8 Prozent.

Zwei Sender mit Geschlechter-Parität

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) mit 57,4 Prozent und die Deutsche Welle (DW) mit 50,8 Prozent hatten den höchsten Frauenanteil. Dass damit zwei Sender zur Geschlechter-Parität gekommen sind, sei „ein ermutigendes Signal“, sagte Edith Heitkämper, Vorsitzende von ProQuote Medien. Der Saarländische Rundfunk (SR) kommt auf einen Frauenanteil von 36,1 Prozent, der Hessische Rundfunk (HR) nur auf 29,4 Prozent.

Gabriele Holzner, stellvertretende HR-Intendantin, führt das schlechte Abschneiden auch auf den starken Stellenabbau zurück, der offensichtlich viele Frauen betroffen habe. Der HR bemühe sich um eine neue Führungskultur, nach der Programmentscheidungen häufiger auf unteren Hierarchie-Ebenen getroffen werden. Ein großes Hindernis für mehr Geschlechtergerechtigkeit ist aus ihrer Sicht, dass sich Frauen zu selten für Führungsposten bewerben.

Sportberichterstattung Männersache

Der private Rundfunk stellte dem Verein nach eigenen Angaben keine Organigramme zur Verfügung, so dass ein Vergleich mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten schwierig sei. Nach vorliegenden Zahlen sei der Anteil an Frauenführung bei RTL im Zuge der Fusion mit Gruner+Jahr weiter gesunken, hieß es. Im Top-Management für das Programm seien mit 13,8 Prozent kaum Frauen vertreten. Gering ist der Einfluss von Frauen laut ProQuote auch in der Sportberichterstattung. In den Leitungspositionen der privaten und der öffentlich-rechtlichen Sender dominierten weiterhin Männer.

Grundlage der Zählung waren Organigramme und Selbstauskünfte der öffentlich-rechtlichen Sender sowie der Deutschen Welle. Je nach Hierarchieebene wird der Frauenanteil gewichtet. So wird etwa die Position der Intendantin vierfach gewertet. Erhoben wurden die obersten vier Hierarchieebenen im Bereich Redaktion und Programm. Der gemeinnützige Verein ProQuote Medien untersucht seit 2012 die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen ausgewählter deutscher Medien.