Berlin (epd). Besonders konfessionelle Medien in Deutschland sind dem Medienverband der freien Presse (MVFP) zufolge von einer existenziellen Krise in der Zeitschriftenbranche betroffen. „Wenn die aktuelle Entwicklung weiter anhält, werden bis 2024 30 Prozent der Fachmedien, bis zu 80 Prozent der konfessionellen Medien und 20 Prozent der Publikumszeitschriften in ihrer Existenz stark gefährdet sein“, sagte der Vizepräsident des Medienverbandes, Philipp Welte, auf der Jahrespressekonferenz am 26. April in Berlin.
Bis 2024 sei ein Großteil der durch den Verband vertretenen konfessionellen Zeitschriftentitel, unter ihnen Bistumsblätter und Kirchenzeitschriften, nicht mehr in der Lage, ihre bisherigen Geschäftsmodelle rentabel weiterzuführen, heißt es in einer 2021 durchgeführten repräsentativen Branchenanalyse der Unternehmensberatung Schickler. Ihre eher ältere Leserschaft schrumpfe besonders stark, darüber hinaus kämpften die Titel damit, dass das Interesse für Themen des Glaubens und der Kirche bei der jüngeren Zielgruppe abnehme.
Auch nicht-konfessionelle Zeitschriftentitel und deren Verlage seien „existenziell bedroht“, warnte Welte weiter. Grund dafür seien neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie den Auswirkungen des Angriffskrieges in der Ukraine auch die dramatisch steigenden Energie- und Papierpreise und die kontinuierlich zunehmenden Postzustellkosten.
„Gesunde Demokratie braucht gesunde Verlage“
„Wir sind in extremen Zeiten. Das Risiko irreparabler Schäden für die Pressefreiheit und die Pressevielfalt in diesem Land ist hoch“, sagte Stephan Scherzer, Bundesgeschäftsführer des Medienverbandes. Da die Branchenanalyse unter anderem die aktuell steigenden Energiekosten nicht berücksichtige, könne die Bedrohung einzelner Verlage deutlich akuter sein. Dies betreffe mindestens ein Drittel der insgesamt über 7.000 durch den Medienverband vertretenen Zeitschriftentitel.
Die schlechte Prognose für das Überleben deutscher Zeitschriftenverlage löst in Welte außerdem eine Sorge um die Stabilität der Demokratie in Deutschland und Europa aus. „Eine gesunde Demokratie braucht gesunde Verlage, denn die freie Presse ist unverzichtbar für die Stabilität und die Vielfalt unserer pluralistischen Gesellschaft“, sagte er. Weder die Freiheit an sich, noch das Überleben der freien Presse seien im 21. Jahrhundert jedoch eine Selbstverständlichkeit.
Der Verband vertritt seit April 2022 die Interessen deutscher Zeitschriftenverlage beim Bund, in den Bundesländern sowie bei der Europäischen Union. Nach einem grundlegenden Reformprozess ist er aus dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger entstanden.