Köln (epd). Mit der Sonderausstellungsreihe „I MISS YOU. Über das Vermissen, Zurückgeben und Erinnern“ präsentiert das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum seine 96 Benin-Bronzen in neuem Licht präsentieren. Vor dem Hintergrund der geplanten Rückgabe der 1897 von britischen Soldaten aus dem Königreich Benin geraubten Hofkunstwerke an Nigeria würden die Werke nun einzeln „in ihrer Individualität inszeniert“, sagte Museumsdirektorin Nanette Snoep am 29. April. Es sei wichtig, den Werken ihre Würde zurückzugeben. Bei der Restitution gehe es nicht um eine bloße Rückgabe. Die Werke seien Symbole für eine schmerzhafte Geschichte, die es neu zu erzählen gelte.
Gezeigt werden die Jahrhunderte alten Kunstwerke aus unterschiedlichsten Materialien wie Messing, Elfenbein, Koralle und Holz. Sie stammen aus dem Königreich Benin, das im heutigen Edo State in Nigeria liegt. Benin gehört zu den wichtigsten Königreichen der afrikanischen Geschichte. Es besteht seit dem 12. Jahrhundert und war von 1897 bis 1960 Teil der britischen Kolonie Nigeria. Während der Hochphase der kolonialen Kriege auf dem afrikanischen Kontinent wurden Tausende Hofkunstwerke 1897 aus dem Palast des Königreichs Benin von britischen Soldaten geraubt und gelangten über britische Versteigerungshäuser in europäische und amerikanische Museen.
Museen werden zu Orten der „globalen Reparatur“
Nanette Snoep versteht die Museen in der Debatte über diese Folgen der Kolonialisierung als Orte der „globalen Reparatur“. Alle Objekte aus Benin, die das Museum bewahre, seien „Erinnerungsspeicher von individuellen und kollektiven Schicksalen“. Die Eigentumsübertragungen müsse man positiv sehen als Weg in eine postmigrantische Gesellschaft. Museen könnten dabei Wegweiser sein.
Gleichzeitig wolle man miteinander ins Gespräch kommen. Dafür habe das Museum ein digitales Benin-Journal eingerichtet. „Wir füllen die noch leeren Seiten aber nicht allein, wie wir das früher getan haben“, sagte die Museumsdirektorin. „Wir laden die Menschen aus Nigeria und die in der deutschen Diaspora ein, sich zu beteiligen.“ So gesehen sei die Ausstellung auch ein wichtiges digitales Projekt, da sich Menschen weltweit vernetzen könnten.
Nigerianische Botschafter lobt Zusammenarbeit
Der nigerianische Botschafter Yusuf Maitama Tuggar würdigte die Zusammenarbeit für ein Rückgabe-Konzept zwischen Nigeria und der Stadt Köln. „Natürlich sind sich alle einig, dass die Kolonisation falsch war. Wir lernen durch die Zusammenarbeit viel voneinander. Das Rautenstrauch-Joest-Museum spielt dabei eine sehr wichtige Rolle.“
Eine Vereinbarung zwischen dem Auswärtigen Amt und der National Commission for Migerian Museums and Monuments vom 13. Oktober 2021 sieht eine vollständige Eigentumsübertragung der Benin Hofkunstwerke an Nigeria im Laufe des Jahres 2022 vor. Derzeit wird in Benin-City das Edo Museum of West African Art gebaut, das zahlreiche Kunstwerke bis 2025 aufnehmen wird. Andere werden als Leihgaben von Nigeria weiterhin in deutschen Museen zu sehen sein.