Bremen (epd). Ein Friedhof mit Blumenwiese, ein kleines Krematorium mit Sarg, ein Kolumbarium mit Urnen: Beim niederländischen Trauerbegleiter Richard Hattink gibt es Spielzeug rund um das Thema Tod und Bestattung. „Auch Kinder trauern und müssen sich mit dem Abschied von einer geliebten Person arrangieren - dabei kann dieses Spielzeug helfen“, meint der Pädagoge, der am 6. und 7. Mai auf der Bremer Kongressmesse „Leben und Tod“ sein Angebot vorstellt. Geht das überhaupt, Bestattung spielen? Und ist das nicht viel zu belastend für Kinder, über Sterben und Tod zu sprechen?
Kinder und Jugendliche in der Sterbe- und Trauerbegleitung, das ist das Schwerpunktthema der Messe unter der Leitfrage „Gibt es im Himmel Eiscreme?“ Dazu wollen nach Angaben der Organisatoren knapp 110 Aussteller kommen, 60 Vorträge und Workshops stehen im Programm. Über Sterben und Tod mit Kindern zu reden, das tue weh, räumt die evangelische Theologin Margot Käßmann aus Hannover ein, die die Messe mit einem Vortrag eröffnet. Aber sie rät trotzdem, es zu versuchen. „Lasst uns Worte dafür finden“, ermutigt die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und langjährige hannoversche Landesbischöfin.
„Geht Sterben wieder vorbei?“
Wenn Erwachsene versuchten, das Thema auszusparen, belasteten sie die Kinder eher, hat die Seelsorgerin beobachtet: „Kinder sehen Tausende Tote im Fernsehen und im Internet, werden aber manchmal nicht zur Beerdigung mitgenommen. Das passt nicht.“ Die mehrfache Mutter und Großmutter ist überzeugt: „Die Erwachsenen haben die Verpflichtung, Rede und Antwort zu stehen, über ihre Trauer und Ängste zu reden - und können dabei auch ihre Tränen zeigen.“ In der Trauer seien Rituale hilfreich: „Lieder zum Beispiel, am Grab innezuhalten, Erde und Blumen in das Grab zu werfen.“
Auch die Familien-Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper aus Gelsenkirchen rät dazu, mit Kindern über Sterben, Tod und Trauer zu sprechen. Sie seien auf vertraute Menschen angewiesen, die ihnen altersgerechte Informationen vermittelten und unverstellt ihre Gefühle zeigten. Die Expertin, die auch als Vortragende zur Messe nach Bremen kommt, verdeutlicht: „Wenn Kinder keine Erklärungen oder Antworten auf ihre Fragen bekommen, suchen sie fantasievolle eigene Erklärungen, um ihre Wissenslücken zu füllen.“
So wie die achtjährige Emma (Name geändert), die Schroeter-Rupieper in ihrer Arbeit kennengelernt hat. „Sie wollte ihre sterbende Mama im Krankenhaus nicht besuchen, weil sie dachte, da würde ein Skelett im Bett liegen.“ Als die Trauerbegleiterin sie und ihren kleinen Bruder besuchte und sagte, dass Tote meist aussehen, als ob sie schlafen würden, aber nicht mehr lebendig werden, traute sie sich, in die Klinik zu gehen - auch, als ihre Mutter schon tot war.
Schroeter-Rupieper hat ein Kinderbuch zum Thema geschrieben, das unter dem Titel „Geht Sterben wieder vorbei?“ Kinderfragen zu Tod und Trauer aufgreift. Trauer müsse gelebt werden, wendet sie sich darin auch an die Erwachsenen. „Das ist leichter, als man vermutet. Trauer ist ebenso wie Freude und andere Gefühle ansteckend.“
Das sieht die Berliner Autorin Anja von Kampen ähnlich, die auf der Messe ihr Kindersachbuch „Knietzsche und der Tod - alles über die normalste Sache der Welt“ vorstellen will. Am besten sei es, sagen alle Expertinnen, Kinder auf Trauersituationen vorzubereiten. „Die emotionale Muskulatur ausbauen“, beschreibt es Schroeter-Rupieper. Das könne auch mit seinem Spielzeug geschehen, sagt der Niederländer Hattink: „Damit die Beschäftigung mit dem Tod für das Kind etwas Natürliches wird.“