Düsseldorf (epd). Das Land Nordrhein-Westfalen geht neue Wege beim Opferschutz: eine neue Tarn-App für das Smartphone bietet versteckte Hilfe für von Gewalt oder Missbrauch bedrohte Menschen. Über die Tarnung lässt sich die Nutzung nicht durch Unbefugte ausspähen, wie die nordrhein-westfälische Heimat- und Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach (CDU) bei der Vorstellung am 27. April in Düsseldorf sagte. „Wir betreten damit absolutes Neuland. Es ist die bundesweit erste App dieser Art.“

Die App gibt es nicht in den Appstores, sondern kann nur über die Internetseite des Opferschutzportals des Landes NRW heruntergeladen werden. Aufrufer können die App über eine Wahl von unauffälligen Themen für die Nutzung tarnen. Damit sind sie vor dem Ausspähen von Tätern oder Täterinnen geschützt, weil sich keine Rückschlüsse zum Thema Opferschutz ziehen lassen. Die Tarnungen enthalten tatsächlich nutzbare Inhalte, was den Schutz noch einmal erhöht. Um zu der eigentlichen Opferschutz-App und den Inhalten des Portals zu gelangen, muss ein PIN-Code eingegeben werden.

In der App finden sich dann Notrufnummern der Polizei und des Bundestelefons Gewalt gegen Frauen, des Hilfetelefons Gewalt an Männern sowie eine Suchfunktion für Beratungsstellen in der jeweiligen Umgebung. Als dritten Baustein der App finden Nutzerinnen und Nutzer komprimiert wichtige Informationen zur Hilfe bei Gewalt wie anonyme Spurensicherung, Menschenhandel, häusliche Gewalt, Mobbing, Gewalt in der Pflege oder Zwangsheirat. Die Inhalte der Opferschutz-App und alle Tarnungen sind, wie auch das Opferschutz-Portal, auf Deutsch sowie auf Englisch, Französisch, Türkisch, Arabisch, Ukrainisch und Russisch verfügbar.

Ministerin Scharrenbach geht davon aus, dass mit dem neuen Angebot mehr Menschen für die Themen des Opferschutzes erreicht werden können als bisher. Der erneute Anstieg der Opferzahlen zeige, wie wichtig diese Hilfe sei. So wurden 2021 in NRW 30.759 Fälle von häuslicher Gewalt registriert. Das waren 5,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ein knappes Drittel der Opfer waren Männer. Das Anzeigeverhalten der männlichen Opfer habe sich inzwischen „deutlich verändert“, betonte die Ministerin.