Gütersloh (epd). Frauen können in ihrem Erwerbsleben laut einer Studie lediglich etwas mehr als die Hälfte des Bruttoeinkommens erarbeiten, auf das Männer kommen. Für Mütter ist sei diese Lücke noch weitaus größer, erklärte die Bertelsmann Stiftung am 29. April in Gütersloh. Alleinerziehende Frauen haben der Studie zufolge gegenüber verheirateten Müttern rund ein Viertel weniger verfügbares Einkommen.
Während ihres Haupterwerbsalters zwischen 20 und 55 Jahren kommen alleinerziehende Frauen der Studie zufolge auf ein Netto-Einkommen von insgesamt rund 520.000 Euro. Verheirateten Müttern stünden demgegenüber rund 700.000 Euro zur Verfügung.
Der tatsächliche Lebensstandard von Frauen hänge stark von der Familienkonstellation und den sozialstaatlichen Leistungen ab, heißt es weiter in der Studie. Insgesamt könnten sich Frauen in ihrem gesamten Erwerbsleben mit rund 830.000 Euro nur etwas mehr als halb so viel Bruttoeinkommen erarbeiten wie Männer, die auf rund 1,5 Millionen Euro kommen.
Für verheiratete Mütter schließe sich diese geschlechtsspezifische Kluft in den verfügbaren Lebenseinkommen, weil die Partnerschaft sie finanziell absichere, erklärte die Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung, Manuela Barisic. Überwiegend Alleinerziehende hätten dagegen das Nachsehen, da sie von Partnereinkommen kaum oder gar nicht profitieren könnten. Sie seien stärker auf staatliche Sozialleistungen angewiesen und „hinken dennoch hinterher“, so die Stiftung.
Alleinerziehende Mütter deutlich im Nachteil
Alleinerziehende seien nur bedingt in der Lage, bei ihrem verfügbaren Einkommen zu den verheirateten Müttern aufzuschließen, hieß es weiter. Viele familienbezogene Leistungen seien „noch immer auf die eheliche Lebensgemeinschaft ausgerichtet“, erklärte der Autor der Studie, Timm Bönke. Als Beispiele nannte er das Ehegattensplitting oder die beitragsfreie Mitversicherung. Für Alleinerziehende oder nicht verheiratete Paare seien diese Leistungen nicht zugänglich.
Die Kombination aus Ehegattensplitting, steuer- und abgabenfreien Minijobs und fehlenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder setze „starke Anreize für eine traditionelle Rollenaufteilung“, in der die Frau weniger Erwerbsarbeit und mehr Sorgearbeit übernehme als der Mann, hieß es. Der Preis dafür sei langfristig hoch: Bei Trennungen oder im Alter seien es vor allem Frauen, die gravierende finanzielle Einbußen in Kauf nehmen müssten, kritisierte Bertelsmann-Expertin Barisic.
Für die Studie wurde „Wer gewinnt? Wer verliert?“ wurden nach Angaben der Stiftung vollständige Erwerbsbiografien auf Basis des Sozio-ökonomischen Panels nachgezeichnet. Basierend auf den jährlichen Bruttoerwerbseinkommen der Haushalte, ihrer Zusammensetzung und der Einkommens- und Erwerbsgeschichte seien Transferansprüche, staatliche Familienleistungen, Steuern und Abgaben für die Geburtsjahrgänge 1964 bis 1985 modelliert worden.