Bielefeld (epd). Die Universität Bielefeld koordiniert ab Mai ein vierjähriges EU-Projekt, das die Wechselwirkung von Arzneien im menschlichen Köper sichtbar machen soll. Dazu versuchen Forscherinnen und Forscher aus drei Ländern, in einer Art Mini-Brutmaschine Leberzellen außerhalb des Köpers für 14 Tage am Leben zu halten und ihre Reaktion auf verschiedene Medikamente im Bild festzuhalten, wie die Hochschule am 26. April erklärte. Bei dem Projekt mit dem Titel „Delivery“ arbeite die Uni mit fünf Partnern in Europa zusammen, darunter das Evangelische Klinikum Bethel in Bielefeld, die Universitäten in Tromsø in Norwegen und Brüssel in Belgien sowie zwei Unternehmen aus Deutschland und Frankreich. Der Europäische Innovationsrat fördert das Vorhaben mit rund drei Millionen Euro, wie es hieß.

Gut ein Drittel der Menschen über 65 Jahre in Europa nehme mindestens fünf verschiedene Medikamente am Tag ein, hieß es. Dabei sei nicht immer klar, wie sie zusammen im Körper wirkten und wie die Wirkstoffe in der Leber abgebaut würden, sagte Thomas Huser, Koordinator des Projekts. Der Bielefelder Physiker beschäftigt sich in seiner Forschung seit mehr als zwölf Jahren mit der Leber und der optischen Darstellung ihrer Zellen. „Aus Studien wissen wir, dass etwa zehn bis 20 Prozent der Krankenhauseinweisungen von älteren Patienten darauf zurückgehen, dass ihr Körper nicht gut auf das Zusammenspiel der verschiedenen Medikamente reagiert.“ Sie müssten dann neu mit Medikamenten eingestellt werden.

Für die Bildgebung arbeitet das Bielefelder Forscherteam an einem neuen optischen System, um die Leberzellen in hoher Auflösung darstellen zu können, ohne sie aus der Brutmaschine entnehmen zu müssen. Das Klinikum für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Evangelischen Klinikums Bethel, das zum Uniklinikum Ostwestfalen-Lippe gehört, stellt für das Vorhaben die Leberzellen-Spenden zur Verfügung. „Unser Ziel ist es, dass wir am Ende individuell durch eine Biopsie testen können, wie die Leber eines Patienten oder einer Patientin auf bestimmte Medikamente und deren Kombination reagieren wird“, erläutert Huser.