Düsseldorf (epd). Zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland gibt es offenbar deutliche Unterschiede beim Pro-Kopf-Einkommen. Laut einer am 13. April in Düsseldorf veröffentlichten Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung existierten für das Berichtsjahr 2019 „zum Teil frappierende Einkommensunterschiede“.
Spitzenreiter bei der Untersuchung der durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen in den 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten waren die Stadt Heilbronn mit 42.275 Euro und der Landkreis Starnberg mit 38.509 Euro. Am niedrigsten war das Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 2019 in den Ruhrgebietsstädten Gelsenkirchen und Duisburg mit 17.015 Euro beziehungsweise 17.741 Euro.
Für ihre Studie hatten die Experten Eric Seils und Toralf Pusch auf die aktuellen Daten aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Länder für 2019 und auf neue Daten zu regionalen Preisniveaus zurückgegriffen. Demnach ist auch 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung das Einkommensgefälle von West nach Ost nicht verschwunden. So gab es in den neuen Ländern mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark (24.127 Euro) nur einen einzigen Kreis, in dem das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen den Durchschnitt für die Bundesrepublik (23.706 Euro) überschreitet.
Reicher Süden
In den alten Bundesländern besteht den Angaben zufolge weiterhin ein Süd-Nord-Gefälle. Im Durchschnitt liegt das Pro-Kopf-Einkommen in Bayern und Baden-Württemberg etwa 2.600 Euro höher als im übrigen Westdeutschland. Insbesondere in einigen kleineren Städten oder ländlichen Gebieten mit sehr hohen Einkommen wird der Durchschnitt dabei durch eine überschaubare Zahl sehr reicher Haushalte beeinflusst. „Was hier als regionale Ungleichheit erscheint, hat also in Wirklichkeit auch mit sehr hohen Einkommen einzelner Personen zu tun“, sagte Seils.
Gleichwohl sorge das staatliche System von Abgaben und Transfers - wie Kindergeld, Arbeitslosengeld oder Renten - für eine Verringerung der Einkommensunterschiede zwischen den Kommunen, hieß es. „Vor allem die staatliche Umverteilung korrigiert die Verteilung der realen verfügbaren Einkommen zwischen den Regionen in beachtlichem Umfang“, erklärte Seils. Insbesondere in der personellen Einkommensverteilung verbleibe aber eine beträchtliche Ungleichheit.
Zudem tragen regional unterschiedlich hohe Preisniveaus zu einer gewissen Angleichung der Pro-Kopf-Einkommen bei. In Regionen mit hohem Einkommen liegen zumeist die Lebenshaltungskosten auch höher. „Die Leute haben dann zwar mehr Geld im Portemonnaie, können sich aber nicht in gleichem Maße mehr leisten“, erläuterte Wissenschaftler Pusch.