Oldenburg/Augsburg (epd). Zu mehr Mut und gegen Verzagtheit ruft die evangelische Kirche in der Fastenzeit auf, die Aktion bei den Katholiken legt in diesem Jahr einen Fokus auf Frauen, die weltweit am gesellschaftlichen Wandel mitwirken: Mit Fernsehgottesdiensten haben am 26. Februar die beiden großen Kirchen ihre Fastenaktionen gestartet. Das evangelische Motto „Leuchten! 7 Wochen ohne Verzagtheit“ soll dabei ein Zeichen gegen Mutlosigkeit setzen, während das katholische Hilfswerk Misereor unter dem Titel „Frau. Macht. Veränderung“ einen Fokus auf Frauen in Madagaskar legt.

Bei der evangelischen Feier in der Oldenburger Kirche St. Ansgar rief der hannoversche Landesbischof Ralf Meister die Christen dazu auf, beherzt und engagiert für andere Menschen einzutreten: „Machen wir uns nicht klein. Gehen wir mutig in die Welt, denn das Evangelium ist mutig“, sagte er in seiner Predigt, die in einem Fernsehgottesdienst im ZDF übertragen wurde.

Auch er kenne Zeiten der Mutlosigkeit, sagte der Bischof. Der Krieg in der Ukraine, die katastrophale Lage in den Erdbeben-Gebieten oder der Klimawandel raubten ihm oft genug den Schlaf. Doch Gott vertraue den Menschen: „Er schafft in uns, was wir von uns aus nicht können: Licht sein. Leuchten. Für uns und für andere“, betonte Meister.

„Gott befähigt uns zu leuchten“

Meister berichtete vom Besuch bei einer christlichen Gemeinde in der schwer zerstörten syrischen Stadt Homs vor einigen Jahren. Dort habe er eine Frau gefragt, warum sie sich gemeinsam mit anderen für traumatisierte Kinder einsetze. Sie habe geantwortet: „Ich bin Christin. Wir alle hier sind Christen. Diese Welt braucht Hoffnung. Wenn nicht durch uns, durch wen denn sonst?“ Diese Worte seien für ihn unvergesslich geblieben, sagte Meister: „Gott befähigt uns zu leuchten.“ Die Sängerin Sarina Lal sowie Jann Poppen am E-Piano und Jonas Mosebach an der Kistentrommel begleiteten die Feier mit Pop- und Gospel-Klängen.

Bei der Eröffnung der Fastenaktion des katholischen Hilfswerks Misereor im Augsburger Dom sagte der Augsburger Bischof Bertram Meier in seiner Predigt, dass es gerade Frauen seien, „die als Heldinnen alles geben, um dem Leben zu dienen.“

Meier erinnerte an den Einsatz von Müttern für ihre Kinder und den Schutz der Familie. Auch kenne er „Frauen, die in Diktaturen mutig ihre Stimme erheben für Freiheit, gegen Unterdrückung und Gewalt.“ „Liebe Frauen: Ihr seid stark! Ich prophezeie: Die Zukunft der Kirche ist weiblich“, sagte der Bischof.

Die Aktion hat in diesem Jahr einen Fokus auf Frauen in Madagaskar. Meier nannte als positives Beispiel die Arbeit von Schwester Modestine Rasolofoarivola, die mit Ihrer Organisation Vahatra Frauen dabei unterstütze, unabhängig und selbstbestimmt zu leben. Auch Taratra Rakotomamonyi, ebenfalls zurzeit Gast Misereors, setze sich dafür ein, die Rechte von Frauen und Kindern zu verteidigen sowie die Stellung der Frauen in der weitgehend patriarchalen Gesellschaft Madagaskars zu verbessern, hieß es.

In der Fasten- oder Passionszeit erinnern Christen an das Leiden und Sterben Jesu Christi und bereiten sich auf Ostern vor, das Fest der Auferstehung.

Zwei Millionen Menschen machen mit

Bis Ostern wird Misereor über seine Projektarbeit informieren und um Spenden bitten. Am 26. März werden dann in allen katholischen Kirchengemeinden Deutschlands für die Misereor Spenden gesammelt. Seit seiner Gründung 1958 hat Misereor mit Sitz in Aachen nach eigenen Angaben mehr als 113.000 Projekte unterstützt.

An der evangelischen Fastenaktion „7 Wochen ohne“ beteiligen sich nach Angaben der Organisatoren jährlich rund zwei Millionen Menschen, um ihre gewohnten Konsum- und Verhaltensweisen zu überdenken und neue Lebensziele zu finden. Viele verzichten in dieser Zeit etwa auf Fleisch oder Wein, Schokolade oder Nikotin oder auf digitalen Konsum.