Dresden (epd). Rund die Hälfte der sächsischen Bevölkerung hat Umfragen zufolge Diskriminierung am eigenen Leib erlebt. Bei mehreren Befragungen gaben 55 Prozent der rund 3.700 Interviewpartner an, bereits Erfahrungen mit Formen von Diskriminierung gemacht zu haben, wie aus einer Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) hervorgeht, die am 20. Februar in Dresden vorgestellt wurde. Für die Jahre 2019 bis 2021 gaben demnach allein 16 Prozent an, mindestens einmal sexuelle Belästigungen erlebt zu haben.

Neun Prozent gaben an, körperliche Gewalt erfahren zu haben. Sieben Prozent berichteten von sexualisierter Gewalt. Fast ein Drittel aller Befragten (29 Prozent) habe schon mindestens einmal erlebt, dass ihm oder ihr Intelligenz oder eigene Fähigkeiten abgesprochen, Leistungen abgewertet (28 Prozent) oder dass sie in Behörden respektlos behandelt wurden (27 Prozent).

Die Studie fragte unterschiedliche Formen von Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, religiöser Zugehörigkeit, äußerer Erscheinung, Lebensalter, Behinderung, sexueller Orientierung, rassistischen Zuschreibungen, Herkunft und sozioökonomischem Status ab. Für die im Auftrag des Justizministeriums durchgeführte Studie „Diskriminierung erlebt?! Diskriminierungserfahrungen in Sachsen“ wurden 2021 insgesamt 3.745 Menschen befragt.

Diskriminierungserfahrungen hätten für Betroffene teils gravierende emotionale und gesundheitliche Folgen, hieß es. Knapp die Hälfte der Befragten (45 Prozent) nannte Depressionen oder andere Belastungsstörungen als Folge. Knapp ein Drittel (27 Prozent) gab körperliche Beschwerden an. Mehr als zwei Drittel gaben in der Betroffenenbefragung an, aufgrund der Diskriminierung gestresst zu sein.

Die Landesbeauftragte für Antidiskriminierung, Andrea Blumtritt, nannte es wichtig, Diskriminierungserfahrungen sichtbar zu machen. Diese könnten für die Betroffene neben materiellen auch gravierende emotionale und gesundheitlichen Folgen haben.

Besonders groß sei das Risiko, diskriminiert zu werden, für queere Menschen, für Personen mit Behinderungen sowie solche, die von rassistischen Zuschreibungen betroffen sind, sagte Sabrina Zajak vom DeZIM-Institut. Als queer werden homosexuelle, non-binäre, trans- und intersexuelle Personen bezeichnet. Während der Corona-Pandemie hätten zudem besonders Alleinerziehende und Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören, verstärkt Diskriminierung erfahren. Viele Betroffene hätten überdies über einen Anstieg von antiasiatischem Rassismus berichtet.

Institutionalisierte Möglichkeiten wie spezialisierte Beratungsstellen werden den Angaben zufolge selten genutzt, um sich etwa gegen sexuelle Belästigungen am Arbeitsplatz zu wehren und sich zu beschweren. Die meisten Betroffenen suchten einen individuellen Umgang mit Diskriminierungserfahrungen, etwa durch Gespräche mit nahestehenden Personen.

Die Studie umfasst eine Bevölkerungsbefragung unter 2.169 Menschen zwischen Juni und September 2021 und eine Betroffenenbefragung zwischen März und Juni 2021. An letzterer nahmen wurden 1.576 Personen teil, die Diskriminierungserfahrungen hatten.