Essen (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat das Museum Folkwang zu dessen 100-jährigem Bestehen als Kulturschatz mit Vorbildcharakter gewürdigt. Seit seiner Gründung in Hagen 1902 und der Überführung ins Ruhrgebiet 1922 habe es sich zu einem „der bedeutendsten Museen moderner Kunst Deutschlands, ja Europas“ entwickelt, sagte Steinmeier am 5. Februar bei einem Festakt mit mehr als 600 Gästen in der Essener Philharmonie.

Kunst ermögliche es den Menschen, nicht nur zu sehen, was ist, sondern auch, was sein könnte. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kündigte an, die Region solle bis 2030 zur modernen „Künstlermetropole Ruhr“ werden, die viele junge Kunstschaffende anzieht.

Steinmeier lobte die Qualität der Sammlung von Museumsgründer Karl Ernst Osthaus (1874-1921) mit Werken von Renoir, van Gogh und Monet sowie das Engagement von Förderern aus Wirtschaft und Gesellschaft und des Folkwang-Museumsvereins als Miteigentümer. „Vieles hier in Essen kann auch für andere Orte in unserem Land als nachahmenswertes Beispiel dienen“, betonte der Bundespräsident mit Blick auf den 2010 zum Kulturhauptstadtjahr fertiggestellten Erweiterungsbau. „Wenn man aus Berlin kommt, ist das allein schon Grund zum Staunen.“

Einzigartig sei auch die Tatsache, dass die Stadt Essen getreu dem Motto des Gründers, soziale Grenzen zu überwinden und Kunst für alle zu zeigen, keinen Eintritt verlange: „Sie weiß offenbar, was sie hier für einen Schatz hat.“ Kulturelle Teilhabe müsse für alle Menschen möglich und erlebbar sein.

Freier Eintritt

Ministerpräsident Wüst bezeichnete es als typisch für Nordrhein-Westfalen, dass Kunst und Kultur nicht nur ein Privileg weniger, sondern für alle zugänglich seien. Durch den freien Eintritt im Museum Folkwang habe sich die Besucherzahl von Kindern und Jugendlichen verfünffacht, „hoffentlich aus allen Teilen der Stadt“. Das reichhaltige Kunst- und Kulturangebot der Region mit den Ruhrfestspielen und der Ruhrtriennale etwa habe dazu beigetragen, „das Ruhrgebiet zu wandeln, auch in der Außensicht“.

Die Weiterentwicklung der Folkwang-Idee bezeichnete auch der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) als Anliegen. Das Museum Folkwang sei ein „Alleinstellungsmerkmal“ der Stadt Essen und seine 100-jährige Historie eine Erfolgsgeschichte, auf die viele Menschen im Ruhrgebiet stolz seien: „Es ist eins der ganz großen Aushängeschilder für unsere Stadt und die ganze Region.“

In einem historischen Abriss bezeichnete Museumsdirektor Peter Gorschlüter die Kunst als „Spiegel unserer selbst und als Fenster zur Welt“. Das Museum wolle ein Ort der Begegnung unterschiedlicher Kulturen, Generationen und Sprachen sein, aber es müsse auch weiblicher werden. Nach bisher zehn männlichen Direktoren hoffe er auf eine Frau als Nachfolgerin.

„Renoir, Monet, Gauguin - Bilder einer fließenden Welt“

Das Museum Folkwang wurde von Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus 1902 in dessen Geburtsstadt Hagen als erstes deutsches Museum für die Kunst der Moderne gegründet, die er einer breiten Bevölkerung zugänglich machen wollte. Nach seinem Tod wurde die Sammlung 1922 mit dem städtischen Kunstmuseum Essen fusioniert und zum neuen Museum Folkwang vereint.

Zum 100. Geburtstag öffnete am Sonntag die Jubiläumsausstellung „Renoir, Monet, Gauguin - Bilder einer fließenden Welt“, die bis zum 15. Mai zu sehen ist. Sie vereint rund 120 Meisterwerke des Spät-Impressionismus aus der Folkwang-Sammlung und von dem japanischen Sammler Kojiro Matsukata (1866-1950) aus dem National Museum of Western Art in Tokio.