Berlin (epd). In der Debatte um Straßenumbenennungen wegen antisemitischer Bezüge hat sich Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) gegen eine Tilgung von Martin-Luther-Straße oder Richard-Wagner-Platz ausgesprochen. Der „Berliner Morgenpost“ (6. Februar) sagte der Linken-Politiker, in der Diskussion müsse die Frage beantwortet werden, „welche dieser Menschen für uns in der Gegenwart noch eine Relevanz“ habe. Lederer fügte hinzu: „Das ist bei Wagner mit Sicherheit sein kompositorisches Schaffen und bei Martin Luther seine Wirkung als einer der Väter der Reformation. Das kann man nicht einfach tilgen.“
Hintergrund der Debatte ist eine Studie im Auftrag des Berliner Antisemitismusbeauftragten Samuel Salzborn. Demnach haben 290 Straßen- und Platznamen in Berlin problematische, antisemitische Bezüge und sollten deshalb teilweise umbenannt werden. Dazu gehören auch die Martin-Luther-Straße und der Pastor-Niemöller-Platz.
Der Berliner Kultursenator bezeichnete die Debatte als wichtig. Sie ermögliche historisches Lernen. Er fügte hinzu: „Es gibt sehr unterschiedliche Möglichkeiten, Persönlichkeiten in ihrer Widersprüchlichkeit ernst zu nehmen.“ Das müsse nicht unbedingt mit einer Umbenennung einhergehen, sondern könne auch mit einer Kontextualisierung geschehen. „Ich bin kein Freund davon, die Geschichte aus der Stadt zu tilgen“, sagte Lederer: „Aber es gibt Namen, wo die Umbenennung die richtige Konsequenz ist.“ Als Beispiel nannte er etwa Heinrich von Treitschke (1834-1896), der „ein antisemitischer Einpeitscher“ gewesen sei.