Rheinsberg (epd). Die Hörfunkjournalistin und Publizistin Stefanie Oswalt wird 55. Stadtschreiberin von Rheinsberg (Brandenburg). Sie werde in der zweiten Februarwoche ihr Domizil im Marstall des Rheinsberger Schlosses beziehen, teilte das Kurt Tucholsky Literaturmuseum am 1. Februar in Rheinsberg mit. Die 1967 in Emekuku in Nigeria geborene und in Köln aufgewachsene Oswalt ist nach Angaben des Museums in Rheinsberg keine Unbekannte. In den 1990er Jahren habe sie als junge Wissenschaftlerin an mehreren Projekten des Museums mitgewirkt. Unter anderem ist sie Mitherausgeberin und -Autorin des Buches „Juden in Rheinsberg“ von 2005.

Stefanie Oswalt studierte Geschichte und Germanistik in Köln, München und London. 1993 kam sie nach Potsdam ans Moses-Mendelssohn-Zentrum für Europäisch-Jüdische Studien. Dort promovierte sie bei Julius Schoeps in Jüdischen Studien mit einer Arbeit über Siegfried-Jacobsohn, den Gründer und Herausgeber der „Weltbühne“ und Mentor Kurt Tucholskys. Ihre Vorgängerin als 54. Rheinsberger Stadtschreiberin war von August bis Dezember 2021 die Dichterin, Sängerin und Performerin AnniKa von Trier.

Als Stadtschreiberin wolle Oswalt sich mit dem Leben der Berliner Journalistin und Schriftstellerin Herta Zerna (1907-1988) auseinandersetzen, hieß es. Die Widerstandskämpferin hatte in der NS-Zeit Juden und Deserteure versteckt, darunter den späteren Regierenden Bürgermeister von Berlin, Otto Suhr, und dessen jüdische Ehefrau Susanne in ihrem Haus im Rheinsberger Ortsteil Kagar. Zerna starb 1988 vereinsamt und unbeachtet von der Öffentlichkeit in Berlin-Zehlendorf.