Berlin (epd). Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat gemeinsam mit Germanwatch und einer Ärzteinitiative strengere Vorgaben für den Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung gefordert. Der Antibiotikaeinsatz in der industriellen Tierhaltung müsse wirksam minimiert werden. Dafür brauche es konkrete Reduktionsziele, heißt es in einer am 31. Januar in Berlin veröffentlichten Stellungnahme. Anlass sei ein entsprechendes Eckpunktepapier von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), das lediglich ein „Weiter so“ bekannter Maßnahmen der alten Bundesregierung darstelle.
„Im Koalitionsvertrag wurde versprochen, Antibiotika in der industriellen Tierhaltung deutlich zu reduzieren“, betonte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. Imke Lührs von der Ärzteinitiative „Ärzte gegen Massentierhaltung“ verwies auf die negativen Auswirkungen von Antibiotika in Tierfleisch und Lebensmitteln auf den Menschen: „In Europa sterben jährlich über 30.000 Menschen an Infektionen mit antibiotikaresistenten Erregern.“
Reinhild Benning, Agrar-Expertin der Umwelthilfe, kritisierte den unkontrollierten Einsatz der Antibiotika: „Solange Tierärzte und -halter nur angeben müssen, wie oft sie Antibiotika verabreichen, aber nicht in welcher Dosis, wird sich der Antibiotikaeinsatz nicht weiter reduzieren.“ Die in dem neuen Eckpunktepapier vorgeschlagenen Maßnahmen basierten auf einer lückenhaften Dokumentationspflicht, die bereits 2020 versagt habe. „In Deutschland werden je Kilogramm Tiergewicht doppelt so viele Antibiotika verbraucht wie in Dänemark“, so Benning.