Sie wollen eine faire Kommunikation. Darin sind sich die Synodalen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens wohl alle einig. Welche Wege dahin führen könnten, darüber hat sich das Kirchenparlament am Wochenende auf seiner Tagung in Dresden ausgetauscht. Der Rücktritt des sächsischen Landesbischofs Carsten Rentzing sei auch ein kommunikatives Problem, heißt es.

Rentzing hatte sein Amt am 11. Oktober zur Verfügung gestellt. Kurz darauf war bekanntgeworden, dass er während seiner Studienzeit antidemokratische Texte verfasst hatte. Das Landeskirchenamt stufte diese als "elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich" ein. Bei seiner Verabschiedung am 15. November in Dresden distanzierte sich Rentzing von den Texten erstmals öffentlich.

Guse: Blick nach vorn richten

Verschwiegen hatte der als streng konservativ geltende Theologe auch die als Student eingegangene Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung. In einer Online-Petition war der Landesbischof aufgefordert worden, sich "von allen nationalen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Ideologien" klar zu distanzieren. Hintergrund war auch ein Vortrag von 2013, den der Theologe in der Berliner "Bibliothek des Konservatismus" hielt, die dem Umfeld der Neuen Rechten zugerechnet wird. Eine zweite Petition sprach sich nach der Rücktrittankündigung von Rentzing dafür aus, dass er im Amt bleibt.

Synodalpräsident Otto Guse appellierte an das Kirchenparlament, den Blick nun nach vorn zu richten. Etliche Synodale machten deutlich, dass Petitionen gegen Personen für sie kein Weg seien, Kontroversen zu klären. Sie seien "für die Zukunft kein Umgang unter uns, das sollten wir deutlich formulieren", sagte etwa der Synodale Christoph Apitz aus Plauen. Er wolle die "wirklichen Probleme benennen" und "nicht den Deckel darüber machen". Apitz sprach sich dagegen aus, "dass wir die Texte so rundlutschen, dass sie bei einer Abstimmung durchgehen, aber von außen als nichtssagend wahrgenommen werden".

Der Vorsitzende des sozial-ethischen Ausschusses der Synode, Gert Liebert, formulierte moderater: "Es muss sich auch darauf verständigt werden, was zur sächsischen Landeskirche nicht passt." Man müsse neben dem Glaubensbekenntnis eine gemeinsame Grundlage für die Kommunikation finden, "wenn wir gefühlte Gräben in der Landeskirche ausgleichen wollen, wenn wir nicht zurückfallen wollen". Jeder Einzelne müsse sich dafür ein Stück zurücknehmen. "Wir müssen uns aber auch klarwerden, wo Unterschiede herkommen", sagte Liebert.

"Gewisse Ratlosigkeit"

Der Superintendent im Leipziger Land, Jochen Kinder, mahnte: "Wir sollten ehrlich miteinander reden." Wenn sich derzeit "eine gewisse Ratlosigkeit breit macht", dann solle dem auch Ausdruck verliehen werden. "Dann ist derzeit nicht mehr möglich", sagte er.

Klar wurde in der Debatte auch, dass es ohne Rückblick auf die vergangenen Schock-Wochen nicht geht. "Es ist kein Normalvorgang, dass ein Bischof zurückgetreten ist", betonte der Leipziger Synodale Till Vosberg. Wenn die Landessynode danach etwas sage, solle sie sich auch auf das Ereignis beziehen.

Die 80 Synodalen wollen sich positionieren. Einen ganzen Abend lang rangen sie um eine Erklärung, über die idealerweise zum Abschluss der Tagung abgestimmt werden soll. Zwei Entwürfe liegen vor. Dabei sitzt ihnen die Zeit im Nacken. Es ist immerhin die letzte reguläre Tagung der fünfjährigen Legislaturperiode. Im Sommer tritt eine neue Synode zusammen.

Eine Arbeitsgruppe im Landeskirchenamt soll eingerichtet werden, die den Kommunikationsprozess nach dem Bischofsrücktritt begleitet. Am 18. November wollte die Synode auch darüber abstimmen. Die Projektgruppe solle sich zum Beispiel auch über Petitionen verständigen und der nächsten Landessynode ihre Ergebnisse vorlegen.