Sinkende Mitgliederzahlen dürfen nach Überzeugung des neuen Landesbischofs der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland nicht zu Verzagtheit und Verdruss führen. Es habe etwas Lähmendes, wenn man nur auf den demografisch bedingten Mitgliederschwund schaue, sagte Bischof Friedrich Kramer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Leitende Geistliche der evangelischen Kirche in Sachsen-Anhalt und Thüringen fügte hinzu: "Es kommt vielmehr darauf an, dass wir lebendige Gottesdienste und eine gute Seelsorge machen, dass man merkt, dass Kirche was zu sagen hat." Dies hänge "nicht von Zahlen ab".

Spezialisierung der Gemeinden

Allerdings stehe seine Kirche vor der Aufgabe, Strukturen anzupassen. Dabei sprach sich Kramer für Flexibilität und Erprobungsräume aus: "Wenn wir Strukturanpassungen weiterhin machen auf der Basis Pfarrer und Gemeinde, würde das einen enormen und letztlich sinnlosen Kraftaufwand bedeuten." Er glaube, dass der künftige Weg über stärkere Spezialisierungen der Gemeinden führt. Kramer sagte: "Nach einer aktuellen Studie brennen Pfarrer nicht aus, weil sie zu viel arbeiten, sondern zu vieles." Dies sei letztlich eine Überforderung und führe zu Frust.

Seine Vision für die Landeskirche in zehn Jahren sei, dass diese dann noch eine halbe Million Mitglieder habe. Aktuell sind es noch rund 700.000 Mitglieder. Zweitens hoffe er, dass alle Kirchen erhalten werden können: "Wir sind hier Sachverwalter eines grandiosen Erbes im mitteldeutschen Raum." Die gesellschaftliche Relevanz von Kirche werde in Zeiten der Polarisierung und des Auseinanderfallens zunehmen, weil es Orientierung in der Gesellschaft brauche.