Berlin (epd). Ein kleiner Junge im gelben T-Shirt und mit Strohhut auf dem Kopf, in der Hand ein Stück Brot, der Blick an der Kamera vorbei, im Hintergrund stolziert ein Huhn. Erst auf den zweiten Blick fallen die metallenen Beinprothesen des Jungen auf. Er lebt in einem Heim in Togo, das ihm Sicherheit bietet. Das Foto, aufgenommen vom Spanier Antonio Aragón Renuncio, wurde am 20. Dezember als Foto des Jahres der Hilfsorganisation Unicef prämiert. Es halte einen "Moment der Vielschichtigkeit" fest, würdigte Schirmherrin Elke Büdenbender die Aufnahme.
"Jedes Kind zählt" war der internationale Fotowettbewerb in diesem Jahr überschrieben. Fotografen aus aller Welt reichten dafür mehr als 100 Foto-Reportagen ein, die in Bildern die Schicksale von Kindern erzählen, die im Krieg groß werden, unter Armut und Ausbeutung leiden, marginalisiert oder gequält werden. Renuncios Foto weist auf das Schicksal körperlich oder geistig behinderter Kinder hin, die in Westafrika nach Angaben von Unicef bis heute nicht selten von den Familien verstoßen oder gequält werden. Die Einrichtung "Saint Louis Orione-Zentrum" in Bombouaka im Norden Togos, wo das prämierte Foto entstanden ist, ist für sie ein Ort der Sicherheit.
Foto steht für vergessene Kinder
Das Foto des Jahres stehe für unzählige vergessene Kinder auf der Welt, sagte der stellvertretende Unicef-Vorsitzende in Deutschland, Peter-Matthias Gaede. 160 Millionen Kinder auf der Welt würden ausgebeutet, 50 Millionen Minderjährige könnten nicht zur Schule gehen, 93 Millionen hätten Behinderungen, sagte er. Auch sie dürften nicht vergessen werden.
Den zweiten Preis im Fotowettbewerb erhielt der aus Bangladesch stammende Fotograf Turjoy Chowdhury, der staatenlos geborene Babys in einem Flüchtlingscamp der aus Myanmar geflohenen Rohingya fotografierte. Die israelische Fotografin Rina Castelnuovo erhielt den dritten Preis für ihre Bilderreportage über den palästinensischen Jungen Mohammed, der an einer seltenen Autoimmunerkrankung leidet. Weil die im Gazastreifen nicht behandelt werden kann, gaben ihn die Eltern den Angaben zufolge in medizinische Obhut nach Israel. Der einzige Verwandte, der ihn dort regelmäßig besuchen könne, sei der Großvater. Zehn weitere Reportagen, aus denen jeweils ein Foto für den Preis herausgegriffen wurde, erhielten sogenannte ehrenvolle Erwähnungen von Unicef.