Obwohl die internationale Gemeinschaft beim jüngsten Ebola-Ausbruch im Kongo schnell reagiert hat, breitet sich die Epidemie weiter aus. Der Tropenmediziner Christian Kleine, der für "Ärzte ohne Grenzen" im Ostkongo war, sieht vor allem die Gewalt in der Konfliktregion als Problem. "In Nord-Kivu operieren zahlreiche Rebellengruppen, vor allem im Dschungel. Dort können die Menschen nicht behandelt werden, Kontakte können nicht nachverfolgt werden", sagte der Frankfurter Arzt dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die Gewalt könne zudem Hilfsmaßnahmen immer wieder zum Stillstand bringen, erklärte der 42-Jährige: "So mussten zum Beispiel Mitarbeiter von anderen Hilfsorganisationen nach einem Angriff nahe ihrem Hotel ihre Arbeit unterbrechen."

Misstrauen in der Bevölkerung

Auch Misstrauen in der Bevölkerung gelte es zu überwinden, wie dies auch bei der Ebola-Epidemie 2014 in Westafrika der Fall war. Viele Menschen hätten Angst, in Behandlungszentren zu gehen, weil der Eindruck herrsche, dass man dort stirbt, sagte Kleine. "Und nicht zuletzt muss man oft auch erst einmal das Konzept eines Virus erklären. Immer wieder kommt es vor, dass Dorfälteste oder traditionelle Heiler das nicht akzeptieren. Deshalb ist es so wichtig, dass wir in der Aufklärungsarbeit nicht nachlassen, um Vertrauen zu gewinnen."

Für die Bekämpfung der Epidemie stünden den Gesundheitskräften vor Ort zwar Schutzanzüge zur Verfügung, Sicherheitsvorkehrungen würden getroffen. Doch eine Reihe von Gesundheitsstationen seien auch bereits kontaminiert oder nicht mehr funktionstüchtig, betonte Kleine. "Menschen mit Malaria, Lungenentzündung oder Durchfallerkrankungen können dort nicht mehr versorgt werden. Es sterben ganz viele Menschen nicht nur an Ebola, sondern wegen Ebola."