Die Staatsanwaltschaft Kiel hat Anklage gegen fünf Mitarbeiter des Waffenherstellers Sig Sauer erhoben. Die Firma in Eckernförde soll illegal über die USA mehr als 36.000 Pistolen nach Kolumbien geliefert haben. Vorgeworfen wird den Mitarbeitern der Verstoß gegen das Außenwirtschaftsgesetz. Oberstaatsanwalt Axel Bieler bestätigte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am 12. April einen entsprechenden Bericht der "Kieler Nachrichten".

Laut Staatsanwaltschaft hatte Sig Sauer zwischen April 2009 und Juni 2012 mehr als 70.000 Pistolen mit den erforderlichen Genehmigungen in die USA exportiert. Offiziell waren sie für den zivilen Markt in den USA bestimmt. Mehr als die Hälfte soll allerdings von dem US-amerikanischen Schwesterunternehmen Sig Sauer nach Kolumbien weitergeschickt worden sein, um damit die dortige Nationalpolizei auszurüsten. Laut Medienberichten konnte die US-Firma keine eigenen Pistolen nach Kolumbien liefern, weil die Produktionsmöglichkeiten fehlten.

Keine Ausfuhrgenehmigung

Seinerzeit wurde von Deutschland keine Ausfuhrgenehmigung für Waffen nach Kolumbien erteilt, weil noch Bürgerkrieg herrschte. Kann die Wirtschaftsstrafkammer des Kieler Landgerichts den Mitarbeitern nachweisen, dass sie von der illegalen Weitergabe gewusst haben, droht ihnen eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren. Darüber hinaus hat die Staatsanwaltschaft eine Gewinnabschöpfung von zwölf Millionen Euro bei Sig Sauer beantragt.

Der Kieler Unternehmensanwalt Gerald Goecke erklärte dagegen den "Kieler Nachrichten", dass es nach wie vor die feste Überzeugung gebe, "dass die Ausfuhr in die USA rechtskonform erfolgte".

Der Zoll geht seit 2013 dem Verdacht des illegalen Exports der Pistolen nach. Im Sommer 2014 erhielten NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" interne Dokumente, dass große Mengen an Pistolen des Typs SP 2022 nach Kolumbien gelangt seien und berichteten darüber. Die Staatsanwaltschaft Kiel weitete daraufhin ihre Ermittlungen aus. Bei mehreren Durchsuchungen konnte umfangreiches Beweismaterial sichergestellt werden, das mittlerweile ausgewertet wurde.