Die Abschaltung zahlreicher deutscher Radiosender ist vorerst vom Tisch: Der Sendernetzbetreiber Media Broadcast erhält den UKW-Sendernetzbetrieb für mehr als 40 Radioveranstalter bis maximal zum 30. Juni aufrecht, wie das Unternehmen am 9. April in Köln mitteilte. Möglich sei dies durch die Duldung der Antennennutzung fast aller neuen Antennenbesitzer und die Beauftragung durch die betroffenen öffentlich-rechtlichen und privaten Radioanbieter beziehungsweise deren Sendernetzbetreiber Divicon und Uplink. Landesmedienanstalten und Bundesnetzagentur riefen alle Beteiligten dazu auf, nun rasch zu dauerhaft tragfähigen Vereinbarungen zu kommen.

Unstimmigkeiten zwischen den Antenneneigentümern und den Sendernetzbetreibern hätten ohne den Aufschub zu einer Abschaltung der UKW-Signale Mitte dieser Woche führen können. Streitpunkt ist die Höhe der von den neuen Besitzern verlangten Preise für die Antennennutzung. Eine Abschaltung hätte unter anderem die NDR-Wellen in Mecklenburg-Vorpommern, die Programme von MDR und Deutschlandradio, aber auch Privatsender wie Big FM und Radio NRW betreffen können.

Erleichterung

Die Landesmedienanstalten äußerten sich erleichtert darüber, dass die drohende Abschaltung der UKW-Signale in vielen Regionen Deutschlands in letzter Minute abgewendet wurde. Zugleich forderten sie die Beteiligten im UKW-Streit zu einer nachhaltigen Einigung auf. Erreicht sei nur ein wichtiger erster Schritt, die Arbeit fange für alle Beteiligten jetzt erst richtig an, mahnte die Vorsitzende der Landesmedienanstalten, Cornelia Holsten: "Es müssen viele Verträge zwischen zahlreichen Partnern verhandelt und geschlossen werden - die Zeit läuft!"

Die Bundesnetzagentur rief ebenfalls dazu auf, die nächsten Wochen intensiv zu nutzen, um auf Dauer tragfähige Vereinbarungen zu verhandeln. Dazu erwarte man substanzielle Beiträge von allen Seiten, erklärte die dem Wirtschaftsministerium zugeordnete Bundesbehörde in Bonn.

Auch der NDR begrüßte die Abwendung einer UKW-Unterbrechung. Das sei eine gute Nachricht für die Hörer in Mecklenburg-Vorpommern, sagte Produktionsdirektor Michael Rombach in Hamburg. Er appellierte ebenfalls an alle Beteiligten, die nächsten knapp drei Monate konstruktiv zu nutzen "mit dem Ziel einer dauerhaft stabilen Lösung".

Antennen verkauft

Das Infrastrukturunternehmen Media Broadcast hatte die UKW-Antennen im Dezember 2017 an unterschiedliche Investoren verkauft. Am 1. April ist ein Großteil der verkauften Antennen an die neuen Besitzer übergegangen. Mit diesen müssen sich Sendernetzbetreiber und Programmveranstalter einigen. Denn um ihre Programme zu übertragen, müssen sie die Antennen mieten. Doch die neuen Antenneneigentümer verlangen dafür offenbar deutlich höhere Preise als bislang, branchenintern geht man von einer Preiserhöhung um etwa 30 Prozent aus.

Dass bis zum Eigentümerwechsel keine Verträge unterschrieben sein würden, zeichnete sich länger ab. Media Broadcast bot daraufhin bereits Mitte März an, die UKW-Sendernetztechnik zunächst bis Ende Juni weiter zu betreiben. Dafür verlangte Media Broadcast von den Programmveranstaltern selbst oder deren Sendernetzbetreibern allerdings eine formale Beauftragung bis zum 6. April und drohte andernfalls mit Abschaltung.

Die beiden großen Sendernetzbetreiber Divicon Media aus Leipzig und Uplink aus Düsseldorf holten dies aber nun im letzten Moment nach. Media Broadcast stellt jetzt ein neues Ultimatum: "Wir werden definitiv am 30. Juni das Übergangsangebot beenden. Alle Beteiligten haben bis dahin genügend Zeit, Lösungen zu finden", erklärte das Unternehmen.