Stuttgart (epd). Die Stuttgarter Heimstiftung fordert eine Strategie des Landes Baden-Württemberg, wie die Impfquoten von Pflegeheimbewohnern noch deutlich erhöht werden können. Zwar wolle Minister Manne Lucha (Grüne) das Ziel der vollständigen Zweitimpfung aller Einrichtungen im Land bis Mitte März erreicht haben. "Es ist aber ein großer Fehler zu glauben, dass damit die nötige Impfquote erreicht wird", heißt es in einer Mitteilung des diakonischen Trägers vom 15. Februar. Denn es gebe zahlreiche Bewohner und Mitarbeitende, die aus verschiedenen Gründen nicht geimpft werden. Und es gebe viele Bewohner, die neu aufgenommen werden und dann nicht geimpft sind.
Es brauche eine nachhaltige Strategie, wie die Mobilen Impfteams (MIT) alle Einrichtungen mit vulnerablen Personen so oft und so lange anfahren, bis die Hausärzte die Nachimpfungen übernehmen können, so die Heimstiftung. "Es reicht nicht, wenn sie nur einmalig zur Erst- und Zweitimpfung kommen", betonte Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider. Derzeit seien es erst 13 Prozent, die die Zweitimpfung erhalten hätten. Die derzeitige Impfstrategie sei so löchtig wie ein schweizer Käse.
Bei der Evangelischen Heimstiftung als größtem Träger in Baden-Württemberg haben den Angaben nach Mitte Februar 22 Prozent der Bewohner die Zweitimpfung erhalten und 57 Prozent die erste Spritze. Bei den Mitarbeitenden sind die Zahlen geringer: 32 Prozent haben die erste und nur zwölf Prozent die zweite Spritze.
Es sei völlig unrealistisch, die Heime mit der bisherigen Impfstrategie irgendwann "durchgeimpft" zu haben und sie damit sicher wären. Oftmals könnten Bewohner aufgrund einer früheren Infektion nicht geimpft werden. In nicht wenigen Fällen ist trotz Voranmeldung der Impfstoff so knapp, dass impfwillige Mitarbeitende oder Bewohner im Betreuten Wohnen oder in der Tagespflege nicht geimpft werden. Und in vielen Heimen gibt es laut Heimstiftung aktuell Leerstände, die möglichst zeitnah mit pflegebedürftigen Menschen nachbelegt werden, die nicht geimpft sind.
Es sei ein Fehler zu glauben, dass nach der Zweitimpfung ein Impfschutz mit einer Impfquote von 90 Prozent erreicht sei. "Das dürfte eher die Ausnahme sein", so Schneider.
Die Lücke könne erst geschlossen werden, wenn der richtige Impfstoff in genügender Menge zur Verfügung steht und auch die Hausärzte die Nachimpfungen erledigen. Es brauche eine proaktive Impfstrategie, in der MIT auch zum dritten, vierten und fünften Termin in die Heime kommen, sofern Bedarf bestehe.