Millionen Menschen droht Hilfsorganisationen zufolge der Hungertod, wenn die internationale Hilfe nicht sofort aufgestockt wird. Die von den UN vor einem Jahr veranschlagten 7,8 Milliarden US-Dollar (6,5 Milliarden Euro) für die Unterstützung Hungernder für dieses Jahr sei lediglich zu fünf Prozent gedeckt, kritisierten mehr als 200 Organisationen am 20. April bei der Veröffentlichung eines offenen Briefes an Regierungen und Politiker. Die Zahl der Hungernden steige dramatisch. Konflikte, der Klimawandel, Ungleichheit und zusätzlich die Corona-Krise führten ohne entschiedenes Einschreiten zu zahlreichen Hungersnöten weltweit.

34 Millionen Mädchen, Jungen, Frauen und Männer seien derzeit kurz davor zu verhungern, erklärten die Organisationen. 174 Millionen Menschen in 58 Ländern hätten nicht genug zu essen, eine Zahl, die im Laufe des Jahres nach UN-Berechnungen auf 270 Millionen steigen könnte.

In Ländern wie Jemen, Afghanistan, Äthiopien, Südsudan, Burkina Faso, dem Kongo, Honduras, Venezuela, Nigeria und Haiti arbeiteten Hilfsorganisationen unermüdlich daran, Menschen über jeden einzelnen Tag zu retten. "Diese Menschen verhungern nicht, sie werden verhungert", hieß es in dem Brief. Ihnen werde durch Gewalt, Ungleichheit, Folgen des Klimawandels und des Kampfes gegen die Corona-Pandemie die Möglichkeit genommen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Frauen und Mädchen litten dabei am meisten.

Im Februar hatten UN-Organisationen um zusätzliche Mittel in Höhe von 5,5 Milliarden Dollar für die Versorgung der Bedürftigsten gebeten. "Diese Summe entspricht in etwa den weltweiten Militärausgaben eines Tages", erklärten die Hilfswerke in ihrem Appell. 2019 hätten die globalen Ausgaben für das Militär bei 1,9 Billionen Dollar gelegen. Dabei seien bewaffnete Konflikte die Hauptursache für den weltweiten Hunger. Die Organisationen riefen alle Beteiligten in Konflikten auf, die Gewalt einzustellen, wie UN-Generalsekretär António Guterres es bereits zu Beginn der Pandemie getan hatte.