Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) kündigt weitere Hilfen für Afghanistan auch nach Abzug der Bundeswehr an. "Die Menschen brauchen eine Perspektive vor Ort, wenn wir Flüchtlingsströmen vorbeugen wollen", sagte Müller den Zeitungen der Funke Mediengruppe (23. April). Für die weitere Unterstützung des zivilen Aufbaus wolle die Bundesregierung künftig noch stärker als bisher Nichtregierungsorganisationen einbinden, die besonders eng mit der lokalen Bevölkerung zusammenarbeiten.

Aus Sicht von Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sind wichtige Kriegsziele in Afghanistan erreicht worden. Man habe Entwicklungen möglich gemacht, die mit den Taliban an der Macht unvorstellbar gewesen wären, sagte Kramp-Karrenbauer in einem Interview des Deutschlandfunks. Wenn die Taliban weiter regiert hätten, "hätten wir wahrscheinlich bis heute keine Schule für Mädchen, keine Frauen auch in höchsten Ämtern bei Gerichten oder anderen Funktionen".

"Die Vorstellung, dass man aus Afghanistan einen modernen Staat im Sinne des europäischen Levels macht, hat sich allerdings nicht realisiert", schränkte die Minister ein und fügte hinzu: "Das waren auch Ziele, die von Anfang an nicht realistisch waren."

Die Nato hat nach einer entsprechenden Entscheidung der USA beschlossen, am 1. Mai mit dem Truppenabzug aus Afghanistan zu beginnen. Er soll am 11. September abgeschlossen sein. Derzeit sind noch etwa 10.000 Soldaten und Soldatinnen in Afghanistan stationiert, darunter bis zu 1.300 deutsche.