Frauen sind im ersten Jahr der Corona-Pandemie laut einer Untersuchung der Krankenkasse KKH deutlich häufiger wegen psychischer Erkrankungen krankgeschrieben worden als Männer. 2020 hätten fast doppelt so viele Arbeitnehmerinnen ein Attest wegen einer psychischen Erkrankung vorgelegt wie Arbeitnehmer, erklärte die KKH Kaufmännische Krankenkasse am 20. April in Düsseldorf auf Basis aktueller Daten. Von Frauen seien rund 6.000 Atteste vorgelegt worden, von Männern 3.300.

Auf Platz eins der häufigsten seelischen Leiden lagen der Krankenkasse zufolge 2020 in NRW depressive Episoden mit insgesamt rund 93.500 attestierten Fehltagen bei Frauen und 60.500 Krankheitstagen bei Männern. Es folgten Anpassungsstörungen und Reaktionen auf schwere Belastungen (Frauen 75.500 Tage, Männer 35.000 Tage), wiederkehrende Depressionen (Frauen 43.000 Tage, Männer 23.500 Tage) sowie chronische Erschöpfung und Burn-out (Frauen 30.500 Tage, Männer 15.500 Tage).

Laut KKH fehlten die bei ihr versicherten Frauen in NRW 2020 im Schnitt 52 Tage wegen psychischer Erkrankungen. Das seien 3,4 Tage mehr als 2019. Männer hätten im Schnitt 54,6 Tage gefehlt, das seien sogar 9,8 Tage mehr als 2019. Die durchschnittlich längste Fehlzeit pro Arbeitnehmer registrierte die KKH in NRW aufgrund von Depressionen: bei den Frauen im Schnitt 109,5 Tage, bei den Männern rund 108 Tage. Das ist etwa die Hälfte der jährlichen Arbeitszeit.

Laut der KKH-Wirtschaftspsychologin Antje Judick werden Frauen durch die Corona-Krise stärker belastet, weil vor allem sie den Spagat zwischen Arbeit sowie der Betreuung von Kindern und pflegebedürftiger Angehöriger schaffen müssen. Ein weiterer Faktor sei, dass mehr Frauen in sozialen Berufen etwa als Kranken- und Altenpflegerinnen sowie in Branchen mit viel Menschenkontakt beschäftigt sind. "In diesen Bereichen ist die Belastung durch Corona besonders hoch", sagte Judick.