Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Nordhrein-Westfalen fordert ein besseres Entlohnungssystem in Werkstätten für behinderte Menschen. "Die Bezahlung darf nicht mehr von der Auftragslage abhängen", erklärte der Geschäftsführer der AWO NRW, Uwe Hildebrandt, am 19. April in Dortmund. Nötig sei "ein krisensicheres Entgeltsystem, damit die Werkstätten bestehen bleiben und den Menschen weiterhin Teilhabe an Arbeit ermöglichen". Die Corona-Pandemie habe die Instabilität des bestehenden Bezahlungssystem noch einmal verschärft.

Viele Beschäftigte müssten neben dem Entgelt Grundsicherungsanträge stellen, da das Geld nicht ausreiche, um den Lebensunterhalt sicherzustellen, kritisiert die AWO. Seit Jahrzehnten forderten die Beschäftigten der Werkstätten ein Einkommen, das es ihnen ermögliche, ein finanziell unabhängiges Leben zu führen. Im aktuellen System würde die Bezahlung aus dem Arbeitsergebnis beziehungsweise den Ertragsschwankungsrücklagen finanziert. So hätten Schwankungen der Auftragslage direkten Einfluss auf das Entgelt der Beschäftigten.

"Wir sehen dringenden Handlungsbedarf und fordern die Politiker der Gemeinden, des Landes und des Bundes dazu auf, sich dafür einzusetzen, die Forderungen nach einem neuen, zukunftsfähigen Entgeltsystem der Werkstätten voranzubringen und schnellstmöglich umzusetzen", erklärte Hildebrandt. Nordrhein-Westfalen ermögliche als einziges Bundesland auch Menschen mit Schwerst‐Mehrfachbehinderungen ein sinnvolles Teilhabeangebot innerhalb der Werkstätten. Sie erhielten ebenfalls ein Entgelt, unabhängig von der individuellen Leistungsfähigkeit.

Der Deutsche Bundestag habe die Bundesregierung aufgefordert, bis Mitte 2023 eine "Studie zu einem transparenten, nachhaltigen und zukunftsfähigen Entgeltsystem für Menschen mit Behinderungen in Werkstätten für behinderte Menschen und deren Perspektiven auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt" zu erheben.