Mit einem "Stufenmodell" in den Schulen möchte das NRW-Schulministerium den Unterrichtsstart auch bei weiterhin anhaltenden Corona-Infektionen im kommenden Jahr sicherstellen. In der ersten Stufe findet landesweit Präsenzunterricht unter Berücksichtigung der aktuellen Vorgaben des Corona-Infektionsschutzes statt, wie Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) am 21. Dezember in Düsseldorf erklärte. In Stufe 1+ seien Erweiterungen für besonders vom Infektionsgeschehen betroffene Schulen in Kommunen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz ab 200 vorgesehen. Das könne dann zum Beispiel ein Wechselmodell von Präsenz- und Distanzunterricht ab der Jahrgangsstufe 8 sein, allerdings mit Ausnahme der Abschlussklassen.

Stufe 2 greift bei einem erhöhten Infektionsgeschehen und macht eine Grundsatzentscheidung der Landesregierung erforderlich. Sie kann landesweit einen eingeschränkten Schulbetrieb beispielsweise mit einem Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht ab der Jahrgangsstufen 8 (außer bei den Abschlussklassen) vorsehen. Bei einer besonders kritischen Infektionslage könne es zudem notwendig werden, dass die Landesregierung über noch weitergehende Einschränkungen entscheiden müsse. Sie hoffe aber, diese verschärften Maßnahmen nicht gefällt werden müssen, betonte die Ministerin.

Schulbetrieb soll am 11. Januar starten

Gebauer geht davon aus, dass auf Basis des Stundenplans der Schulbetrieb ab dem 11. Januar wiederaufgenommen werden kann. Zuvor gebe es noch eine Kultusministerkonferenz am 4. Januar zu dem Thema und am 5. Januar eine Konferenz der Regierungschefinnen und Regierungschefs mit der Bundeskanzlerin. "Mit unserem derzeitigen Stufenmodell kommen wir dem Wunsch vieler Schulen nach größtmöglicher Planungssicherheit und einer frühzeitigen Information nach", betonte sie. Am 7. Januar sollten die Schulen über das weitere Vorgehen informiert werden. Die vom Deutschen Kinderschutzbund geforderte Verlängerung der Weihnachtsferien bis Ende Januar lehnte Gebauer als "nicht praktikabel" ab.

Nach Ansicht von Gebauer hat sich die Entscheidung des Ministeriums bewährt, in den Schulen unter Berücksichtigung der Hygieneregeln auf Präsenzunterricht zu setzen. So hätten im bisherigen ersten Schulhalbjahr zwischen 95 und 99 Prozent der Schülerinnen und Schüler den analogen Unterricht besucht. Bei den Lehrkräften hätten lediglich drei bis sieben Prozent in den Distanzunterricht gewechselt.

SPD spricht von einer "180-Grad-Wende"

Bei den Lehrerverbänden stießen die Pläne der Ministerin auf ein geteiltes Echo. Es sei gut, dass für die Jüngeren weiter Präsenzunterricht gelte, sagte der Präsident des nordrhein-westfälischen Lehrerverbands, Andreas Bartsch, der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (22. Dezember). "Schüler ab Klasse 8 bekommen auch selbstständig den Wechselunterricht hin." Deutliche Kritik äußerte dagegen die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW. Das Ministerium ignoriere den "Ernst der Lage" und vermeide "klare und mutige Entscheidungen", erklärte die Gewerkschaft. Inhaltlich böten "die Szenarien nichts Neues und schränken die Handlungsmöglichkeiten der Verantwortlichen vor Ort eher ein."

Die SPD im Düsseldorfer Landtag sprach von einer "180-Grad-Wende". "Damit schwenke Schulministerin Gebauer endlich auf Alternativmodelle wie den Solinger Weg ein, die sie bisher so vehement abgelehnt hätte, erklärte der Vizefraktionsvorsitzende Jochen Ott. Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Sigrid Beer, monierte, dass der Stufenplan "hinter den drängenden Notwendigkeiten" zurückbleibe. "Ministerin Gebauer bewegt sich nur zögerlich und in Trippelschritten", sagte Beer.