Die leitenden Geistlichen der Kirchen in Nordrhein-Westfalen haben zu Weihnachten angesichts der Corona-Pandemie zu Zuversicht und gesellschaftlichen Zusammenhalt aufgerufen. Die Weihnachtsbotschaft der Hoffnung gelte auch in Zeiten der Pandemie, unterstrichen die Repräsentanten von evangelischen und katholischen Kirchen. Der rheinische Präses Manfred Rekowski betonte angesichts der Debatte um Präsenzgottesdienste zur Weihnachtszeit die Aufgabe der Kirche, die Menschen auch in Krisenzeiten zu begleiten. Viele Weihnachtsgottesdienste wurden wegen der Corona-Pandemie online übertragen.

Bischof Genn ist dankbar für neu entwickelte Impfstoff

Der Münsteraner Bischof Felix Genn mahnte Coronakritiker zu mehr Besonnenheit in der Debatte um die Covid-19-Pandemie und die neu entwickelten Impfstoffe. "Ich bin, bei aller Kontroverse, dankbar, dass wir Menschen fähig sind, so etwas wie einen Impfstoff zu entwickeln", sagte Genn am ersten Weihnachtstag in Münster. Die Weihnachtsbotschaft vermittle Zuversicht: "Im kleinen, unscheinbaren Kind, nicht im kleinen, unscheinbaren Virus, sondern in diesem Kind in der Krippe erscheint die ewige Liebe und Wahrheit Gottes."

"Diese Welt wird nicht dem Tod und seinen Helfershelfern überlassen", sagte der rheinische Präses Manfred Rekowski am 24. Dezember in der Düsseldorfer Johanneskirche. Gott stärke und tröste die Menschen. "Er hat das letzte Wort. Nicht der Tod - und auch kein Virus", unterstrich Rekowski.

In einer Anzeige in mehreren Tageszeitungen schrieb die westfälische Präses Annette Kurschus: "Die Pandemie erzwingt Verzicht, sie bedroht die Gesundheit aller und kostet viel zu viele das Leben." Weihnachten hänge aber "nicht an uns und unseren Gewohnheiten", betont die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): "Sondern an der Liebe, die uns im Leben und im Sterben trägt." Deshalb werde es auch in diesem Jahr Weihnachten. Kurschus predigte zudem in einem auf YouTube übertragenen Online-Gottesdienst aus der Zionskirche in Bielefeld-Bethel.

Landessuperintendent Arends erinnert an Schicksal von Flüchtlingen

Der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Dietmar Arends, mahnte, in der Corona-Krise nicht die Situation der Flüchtlinge und der armen Menschen weltweit zu vergessen. Weitere drängende Probleme blieben die Situation vieler Flüchtlinge, der Klimawandel und die sich weiter verschärfenden Gegensätze von Arm und Reich, mahnte Arends in einem online übertragenen Gottesdienst. Wie die gegenwärtige Krise ausgehe, werde auch davon abhängen, "wie sehr es uns gelingt, in dieser Herausforderung beieinander zu bleiben, füreinander einzustehen, Rücksicht zu nehmen und Leben zu schützen."

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki sah in dem Weihnachtsfest ein Zeichen der Hoffnung. "Wir gehören alle zu dem 'ganzen Volk', von dem im Evangelium dieser Nacht die Rede ist, und dem die Furcht genommen und die Freude geschenkt werden soll", sagte der Kardinal am 24. Dezember in der Christmette im Kölner Dom. In einem persönlichen Wort bat Woelki im Zusammenhang mit der Aufklärung von Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln um Verzeihung und Geduld, bis im März ein unabhängiges Gutachten vorliegt.

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker rief an Heiligabend dazu auf, das Weihnachtsfest für eine Neuausrichtung des eigenen Lebens zu nutzen. "Wir müssen unserem Leben angesichts der Geburt Jesu eine andere Richtung geben, eine Richtung, die uns Gott in seinem Sohn zeigt", sagte Becker in einem über Live-Stream übertragenen Gottesdienst. Nur so sei es möglich, Konflikte im Großen und Kleinen dauerhaft zu überwinden.

Die westfälische Kirche und die lippische Landeskirche hatten ihren Kirchengemeinden empfohlen, wegen der Corona-Pandemie auf Gottesdienste mit Gemeinde bis zum 10. Januar zu verzichten. In der rheinische Kirche sollten die Gemeinden abhängig von der Situation vor Ort über Präsenzgottesdienste zu Weihnachen entscheiden. In der Debatte um Präsenzgottesdienste habe es so geklungen, "als ginge es da um eine beratungsresistente Institution Kirche, die da auf ihre Rechte pocht", sagte Rekowski dem Kölner "Domradio". Es gehe darum, "dass wir die Menschen begleiten", unterstrich der rheinische Präses.