Die Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (Akuf) der Universität Hamburg hat in diesem Jahr 29 kriegerische Konflikte registriert, einen mehr als 2019. Der bewaffnete Konflikt in der sudanesischen Region Darfur sei 2020 beendet worden, teilte die Akuf am 14. Dezember mit. Dagegen eskalierte Ende September der ohnehin fragile Waffenstillstand zwischen Aserbaidschan und Armenien in der Region Bergkarabach. Dieser Krieg konnte jedoch im November unter Vermittlung Russlands durch einen Waffenstillstand beendet werden. In der Region Tigray im Norden Äthiopiens steigerte sich Anfang November ein weiterer Konflikt in einen Krieg.

Die von Kämpfen zahlenmäßig am stärksten betroffene Weltregion war 2020 den Angaben zufolge Afrika mit zehn Kriegen und bewaffneten Konflikten. Dazu zählten unter anderen die Konflikte in Burundi, dem Ostkongo, Nigeria (Boko Haram), Mosambik und Somalia. Es folgte die Region Nordafrika, West- und Zentralasien mit neun Kriegen, etwa in Afghanistan, dem Irak, dem Jemen, Syrien und der Türkei (Kurden). In Asien wurden acht kriegerische Konflikte gemeldet, darunter in Kaschmir, Myanmar, Pakistan, den Philippinen und Südthailand. In Lateinamerika (Kolumbien) und in Europa (Ukraine) war jeweils ein Krieg zu verzeichnen.

Mehr Aufmerksamkeit für Libyen

Vor allem der Krieg in Libyen erhielt eine größere Aufmerksamkeit, wie es weiter hieß. Im Fokus stand dabei einerseits der Vorstoß der Truppen unter General Chalifa Haftar auf die Hauptstadt, der nur mit türkischer Unterstützung für die Regierung in Tripolis gestoppt wurde. Anderseits fanden auch die Bemühungen um einen Friedensprozess zwischen den beiden Hauptkriegsparteien Beachtung.

Die Akuf führt die jährliche Erhebung seit 1986 durch. Krieg definiert sie als einen gewaltsamen Massenkonflikt, an dem zwei oder mehr bewaffnete Streitkräfte beteiligt sind. Dabei muss es sich zumindest bei einer Seite um reguläre Streitkräfte der Regierung handeln. Zudem muss auf beiden Seiten ein Mindestmaß an zentralgelenkter Organisation des Kampfes gegeben sein. Gelegentliche oder spontane Zusammenstöße gelten damit nicht als Kriege. Bewaffnete Konflikte sind gewaltsame Auseinandersetzungen, bei denen die Kriterien für einen Krieg nicht in vollem Umfang erfüllt sind.