Köln (epd). Rund elf Jahre nach dem Einsturz des Historischen Archivs in der Kölner Südstadt ist der Neubau am Eifelwall weitgehend fertiggestellt. Das Gebäude wird das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv beherbergen, wie die Stadtverwaltung am 20. Dezember mitteilte. Auf einer Gesamtfläche von etwa 22.600 Quadratmetern stehen dem Stadtarchiv rund 50 Regalkilometer und 460 Planschränke zur Verfügung. Das Bildarchiv verfügt über weitere rund 2,2 Regalkilometer Lagerfläche. Der Neubau bietet Arbeitsplätze für rund 150 Mitarbeiter, im Lesesaal stehen 45 Plätze für die Arbeit mit Archivgut zur Verfügung. Die Planungs- und Baukosten betragen vorbehaltlich der noch ausstehenden Schlussrechnungen rund 90 Millionen Euro.
"Europas modernstes kommunales Archiv"
Die Gebäudetechnik gehe nun nach und nach in Betrieb, die Schlussabnahmen folgten, hieß es. Ab dem kommenden Frühjahr soll das Gebäude technisch genutzt werden können, der genaue Bezugstermin steht noch nicht fest. "Planerisch wie baulich wurde hier Großartiges realisiert. Entstanden ist Europas modernstes kommunales Archiv mit einer Gebäudetechnik, wie sie so noch nie entwickelt und verbaut wurde", sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Bei der Architektur wurden sehr hohe Anforderungen an die Klimastabilität gelegt. Das Gebäude verfügt über eine "Hüllflächentemperierung" für den Magazinbaukörper, Geothermie und Photovoltaik.
Der architektonische Entwurf stammt aus dem Büro "Waechter + Waechter Architekten Darmstadt". Die Höhe der Mantelbebauung mit drei Geschossen bleibt unter den Traufhöhen der umliegenden Bebauung mit vier bis fünf Wohngeschossen.
Der Neubau wurde nötig, weil das Historische Archiv der Stadt Köln am Waidmarkt am 3. März 2009 eingestürzt war. Ursache waren unsachgemäße Tiefbauarbeiten bei der Kölner Nord-Süd-Stadtbahn. Durch die Wucht des Einsturzes brachen auch zwei angrenzende Häuser zusammen: Zwei Bewohner kamen dabei ums Leben.
Zum Zeitpunkt des Einsturzes hatten sich rund 27 laufende Kilometer Akten, etwa 62.000 Urkunden, 329.000 Karten, Pläne und Plakate, 500.000 Fotos sowie annähernd 2.500 Tonträger und Videos in dem Archiv befunden. In der rund zweieinhalb Jahre dauernden Bergungsphase konnten 95 Prozent davon geborgen werden. Die Stadt veranschlagt den Gesamtschaden auf mindestens 1,3 Milliarden Euro.