Berlin (epd). Zum vierten Jahrestag des islamistisch motivierten Terroranschlags ist am 19. Dezember am Berliner Breitscheidplatz an die Opfer erinnert worden. Nach einem ökumenischen, live im Netz übertragenen Gottesdienst aus der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurden am Gedenkort direkt neben der Kirche Blumen und Kränze niedergelegt. Um 20.02 Uhr, dem Zeitpunkt des Anschlags, erklangen zwölf Glockenschlägen für die zwölf Todesopfer.
An der Gedenkfeier nahmen neben Angehörigen der Opfer und Überlebenden unter anderem Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und der Präsident des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland (beide SPD), sowie die Opferbeauftragten des Bundes und des Landes, Edgar Franke und Roland Weber, teil.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sagte in seiner Predigt, nach dem 19. Dezember 2016 sei die Geschichte Berlins "nicht mehr dieselbe wie vorher". "Solche blutigen Erinnerungen hören nie auf weh zu tun." Der Jahrestag des Attentats erinnere daran, "zu welcher Gewalt Menschen in der Lage sind". Zugleich rief er dazu auf, die Erinnerung auch als Herausforderung zu sehen, "alles zu tun", damit sich derartige Ereignisse nicht wiederholen.
An der Liturgie des Gottesdienstes war auch der evangelische Bischof Christian Stäblein beteiligt. Pfarrer Martin Germer verlas im Anschluss am Mahnmal vor der Kirche die Namen der Todesopfer.
Am 19. Dezember 2016 steuerte der islamistische Attentäter Anis Amri einen Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und tötete zwölf Menschen. Dutzende weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Seit Dezember 2017 erinnert ein über den Platz verlaufender "Riss" aus Bronze an den Terrorakt. Die Namen der Opfer wurden in die Treppenstufen eingraviert. Bereits am Nachmittag wurden zahlreiche Kränze, Blumen und Kerzen am Gedenkort abgelegt.
Kritik an der Hilfe für die Opfer
Derweil ist erneut Kritik an der Hilfe für die Opfer laut geworden. Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Franke, hatte bereits am 18. Dezember schnellere Hilfen für Betroffene angemahnt. Politisch habe sich zwar einiges getan. Die Bürokratie bei Anträgen und Gutachten sei jedoch für viele Betroffene eine weitere Belastung.
Franke forderte auch mehr Aufklärung über das Attentat. Der Untersuchungsausschuss des Bundestages sei für die Betroffenen sehr wichtig. Ihnen helfe Klarheit über die Hintergründe. Franke forderte alle Sicherheitsbehörden auf, "mit größter Transparenz zur Aufklärung beizutragen".
Berlins Regierender Bürgermeister Müller erklärte, seit dem Anschlag seien zwar vielfältige Vorkehrungen getroffen worden. Es bestehe aber weiterhin Terrorgefahr, dies zeigten auch die islamistischen Anschläge in diesem Jahr in Frankreich.
Eine Vertreterin der Opfer des Anschlages warf der Bundesregierung mangelnden Aufklärungswillen vor. Zwar bemühe sich der Untersuchungsausschuss im Bundestag. "Die Bundesregierung aber verwehrt weiterhin viele wichtige Informationen", sagte Astrid Passin in der "tageszeitung" (Ausgabe vom 19. Dezember). Passin hat bei dem Anschlag am 19. Dezember 2016 ihren Vater verloren. Für die Opfer und Betroffenen des Anschlages sei in den vergangenen Jahren etwa durch Gesetzesänderungen einiges getan worden. Es gebe aber noch viele Defizite bei der Einzelfall-Unterstützung, sagte die 47-Jährige.