Bonn/Düsseldorf (epd). Repräsentanten der beiden großen Kirchen haben dazu aufgerufen, die Bemühungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie als Teil der Weihnachtsbotschaft zu verstehen. Die Liebe und Hoffnung, die mit dieser Botschaft verbunden seien, würden darin konkret, "dass wir Rücksicht aufeinander nehmen und Leben schützen", erklärten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, in einem am 17. Dezember verbreiteten "Ökumenischen Wort". Der rheinische Präses Manfred Rekowski unterstrich die seelsorgliche Bedeutung der Weihnachtsgottesdienste für viele.
Plädoyer für Online-Gottesdienste
Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm und der Limburger Bischof Bätzing betonten, dass der Ruf der Engel zu den Hirten in der Weihnachtsgeschichte "Fürchtet euch nicht" in diesen Tagen sehr gebraucht werde. "Denn die Coronalage macht Angst, sie ist ernst", schrieben sie. Noch immer würden viel zu viele Menschen krank, und die Zahl der Toten nehme täglich zu.
Bedford-Strohm warb auch für Online-Gottesdienste an Weihnachten. Schon jetzt zeichne sich ab, dass digitale Formate und Radio- und Fernsehgottesdienste ebenso wie Hausandachten in diesem Jahr ein besonderer Schwerpunkt in der Feier der Weihnachtsgottesdienste sein werden. "Alle Landeskirchen ringen gegenwärtig mit den richtigen Entscheidungen zum Umgang mit den Weihnachtsgottesdiensten", sagte Bedford-Strohm der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (17. Dezember).
Heiligabend-Gottesdienst auf dem Friedhof mit Präses fällt aus
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, verteidigte, dass auf dem Gebiet der rheinischen Kirche jede Kirchengemeinde selbst über ihre Weihnachtgottesdienste entscheiden. "Wir sagen: Die Zentrale ist nicht am klügsten, sondern die Experten für situationsgerechte Lösungen sitzen vor Ort", sagte der leitende Theologe am 17. Donnerstag in Düsseldorf. Gemeinsam mit den Behörden seien Corona-Schutzkonzepte mit Abstandhalten, Masketragen und ohne Gemeindegesang entwickelt worden, die das grundsätzliche Feiern von Gottesdiensten in Gebäuden und im Freien ermöglichten. Einige Gemeinden würden nun Präsenzgottesdienste wegen des erhöhten Infektionsgeschehens absagen, sagte Rekowski. Andere wollten auf ein seelsorgliches Bedürfnis der Menschen reagieren und deshalb unter diesen strengen Auflagen Gottesdienste vor Ort anbieten. "Die Spielregeln gelten für drinnen und für draußen", erläuterte Rekowski.
Ein für Heiligabend geplanter Gottesdienst auf dem Friedhof Wichlinghausen in Wuppertal mit Präses Manfred Rekowski wurden inzwischen abgesagt. Angesichts der aktuellen Pandemie-Lage habe das Leitungsgremium der örtlich zuständigen Kirchengemeinde beschlossen, in den kommenden Wochen auf Präsenzgottesdienste zu verzichten, teilte das Landeskirchenamt am 19. Dezember in Düsseldorf mit. Sie sollen unter anderem durch digitale Angebote ersetzt werden.
Trotz dieser Absage wird der rheinische Präses an Heiligabend einen Gottesdienst feiern. Er predigt am Nachmittag des 24. Dezember in der Christvesper in der Düsseldorfer Johanneskirche. Dieser Gottesdienst wird live über den Youtube-Kanal der Johanneskirche übertragen.
Käßmann für Präsenzgottesdienst
Auch der Bischofskonferenzvorsitzende Bätzing erklärte, es sei wichtig, dass die Gottesdienste an den Festtagen unter bestimmten Auflagen gefeiert werden können, "damit Christen an diesem Tag ihren Gott verehren und auf diese Weise Trost und Hoffnung erfahren können". Die Kirche wolle ein Äußerstes an Vorsicht praktizieren, um diese Freiheit verantwortlich auszuüben. "Das ist sie auch den Vielen schuldig, die nicht religiös gebunden sind und deren Gesundheit auch nicht gefährdet werden darf", schrieb er in einer von der Bischofskonferenz veröffentlichten Erklärung.
Die evangelische Theologin Margot Käßmann sprach sich auch dafür aus, trotz der Kontaktbeschränkungen an Weihnachten Gottesdienste für Besucher anzubieten. "Für viele Christen sind sie so wichtig wie der Gang zum Lebensmittelladen oder zur Apotheke, weil sie Trost und Ermutigung des Evangeliums genauso dringend brauchen wie Brot oder Medizin", sagte die frühere EKD-Ratsvorsitzende in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Wegen des Anstiegs der Neuinfektionen mit dem Coronavirus prüfen viele Gemeinden derzeit, inwieweit sie Präsenzgottesdienste an Heiligabend feiern können. Die westfälische Kirche und die Lippische Landeskirche hatten ihre Kirchengemeinden aufgefordert, wegen der Corona-Pandemie auf Präsenzgottesdienste zu Weihnachten zu verzichten. Bundesweit sollen die meisten Veranstaltungen weitgehend stattfinden.