Berlin/Düsseldorf (epd). Hilfsorganisationen fordern umfassende Schuldenerlasse für Entwicklungs- und Schwellenländer, deren Wirtschaft durch die Corona-Pandemie besonders stark eingebrochen ist. Das bestehende Schuldenmoratorium der großen Wirtschaftsmächte (G20) reiche nicht aus, erklärten das deutsche Entschuldungsbündnis erlassjahr.de, "Brot für die Welt", Misereor und Oxfam Deutschland am 8. Oktober in Berlin. Bei der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank vom 121. bis 18. Oktober sollten die Bundesregierung und die anderen IWF-Mitgliedsstaaten Schuldenstreichungen für besonders kritisch verschuldete Länder ermöglichen.
Der vom IWF für 2020 prognostizierte globale Wachstumseinbruch um 4,9 Prozent werde viele dieser Länder überproportional treffen, hieß es. Selbst bei einer Verlängerung des Moratoriums um mehrere Jahre wären viele Länder nicht in der Lage, Schuldenrückzahlungen so bald wieder aufzunehmen, erklärte Oxfam-Experte Tobias Hauschild. "Es ist völlig unrealistisch, dass die für die Länder des Globalen Südens bedeutenden Wirtschaftssektoren, darunter Tourismus oder der Export von Rohstoffen, und die daraus resultierenden Einnahmen schon in Kürze wieder das Vorkrisen-Niveau erreichen."
Private Gläubiger einbeziehen
Die Organisationen übten zudem Kritik an der bislang fehlenden Beteiligung privater Gläubiger an der Aussetzung des Schuldendienstes. Über eine UN-Resolution oder über eine Änderung der IWF-Statuten müsse künftig die Einbeziehung privater Gläubiger sichergestellt werden, forderte Eva Hanfstängl, Referentin für Entwicklungsfinanzierung von "Brot für die Welt". Damit könnten die Kosten eines Schuldenerlasses auch auf private Banken und Fondsgesellschaften umgelegt und so die Haushalte in den Schuldnerländern entlastet werden. Jeder Dollar erlassener Schulden könnte direkt in die Stärkung der Gesundheits- und Bildungssysteme investiert werden, ergänzte Misereor-Referent Klaus Schilder.