Dortmund (epd). Die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen "Tagesschau" und "heute" erhalten den Negativpreis "Sprachpanscher 2020". In Zeiten der Corona-Pandemie hätten die Nachrichten-Flaggschiffe Begriffe wie "Lockdown", "Homeschooling", "Social Distancing" oder "Homeoffice" einfach übernommen und nicht hinterfragt, erklärte der Verein Deutsche Sprache (VDS) am 28. August in Dortmund. Deshalb landeten die Nachrichtensendungen in der Abstimmung zum "Sprachpanscher" unter den Vereinsmitgliedern mit fast 50 Prozent der abgegebenen Stimmen auf Platz eins.
"Die meisten unserer Mitglieder kritisieren, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ihrem Bildungsauftrag nicht gerecht werden und ihr Publikum stattdessen mit Wörtern konfrontieren, die unnötig sind", sagte der VDS-Vorsitzende und Statistik-Professor Walter Krämer. Die Verwendung der Anglizismen zeige, wie wenig Interesse die Nachrichtensendungen hätten, die Menschen in ihrer eigenen Muttersprache zu informieren. "Die Devise ist: Nachplappern statt sinnvolle Übersetzungen finden, die alle verstehen", kritisierte Krämer. Ihrer Vorbildfunktion würden die Öffentlich-Rechtlichen so nicht gerecht. Zudem ignorierten ARD und ZDF damit die amtlichen Regeln der deutschen Rechtschreibung und die Empfehlungen der Gesellschaft für deutsche Sprache.
Auf Platz zwei wählten die VDS-Mitglieder Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU - 21 Prozent), weil sie englische Bezeichnungen im deutschen Handwerk einführen möchte. Statt Handwerksmeistern soll es künftig "Bachelor Professional" und "Master Professional" heißen. Den dritten Platz (19 Prozent) belegte ein Supermarkt in Oldenburg, der mit dem Slogan "Für Shopping und much mehr. Von Kids bis Education, von Meetings bis Health, von Entertainment bis Gastro: Alles you need" für sich geworben hatte.
Der VDS setzt sich für die Bewahrung der deutschen Sprache ein und hat nach eigenen Angaben mehr als 36.000 Mitglieder. Er zeichnet jedes Jahr Institutionen oder Personen mit dem Negativpreis "Sprachpanscher" aus, die sich aus seiner Sicht besonders wenig um die deutsche Sprache verdient gemacht haben.