Rund ein Jahr nach der tödlichen Gleis-Attacke im Frankfurter Hauptbahnhof ist der Täter zu einer dauerhaften Unterbringung in der Psychiatrie verurteilt worden. Das Landgericht Frankfurt habe es als erwiesen angesehen, dass der 41-Jährige wegen seiner paranoiden Schizophrenie zum Tatzeitpunkt nicht schuldfähig gewesen sei, sagte Pressesprecher Christian Annen am 28. August dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sein Zustand lasse künftig allerdings weitere Straftaten erwarten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Mann hatte Ende Juli 2019 im Frankfurter Hauptbahnhof eine am Bahnsteig stehende Frau und ihren achtjährigen Jungen vor einen einfahrenden ICE gestoßen. Der Junge wurde tödlich verletzt, die Mutter überlebte. Eine ebenfalls von ihm attackierte 78-jährige Frau stürzte auf den Bahnsteig und brach sich den Arm. Der Täter floh, wurde aber von Passanten und Polizisten verfolgt und wenig später gefasst.

In den Attacken habe das Gericht einen Mord an dem Jungen und einen Mordversuch an der Mutter gesehen, sagte Annen. Den Stoß gegen die Seniorin habe es als Körperverletzung gewertet. Sowohl die Seniorin als auch die Familie des toten Jungen traten bei dem Prozess als Nebenkläger auf. Mit dem Urteil folgten die Richter den übereinstimmenden Anträgen von Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklage.

Schon vor der Tat in Behandlung

Der Angreifer, ein anerkannter Flüchtling aus Eritrea, hatte jahrelang in der Schweiz gelebt und war erst wenige Tage zuvor nach Frankfurt gekommen. Der Mann war bereits an seinem Wohnort in psychiatrischer Behandlung gewesen. Zum Tatzeitpunkt wurde er per Haftbefehl gesucht, weil er eine Woche zuvor seine Frau und seine drei Kinder in der Wohnung eingesperrt und eine Nachbarin mit einem Messer bedroht hatte.

Vor Prozessbeginn hatte die Familie über den evangelischen Propst für Rhein-Main, Oliver Albrecht, mitteilen lassen, dass es ihr seit dem tragischen Verlust des Sohnes und Bruders nicht gut gehe und sie weiter psychologisch und seelsorglich betreut werde. In den vergangenen Monaten habe "einzig die Erinnerung und Trauer um unseren kleinen Leo im Vordergrund" gestanden. Albrecht hatte die Trauerfeier zur Beerdigung des Jungen geleitet.

Die Tat hatte bundesweit Entsetzen und Trauer ausgelöst. Wochenlang legten Passanten Kerzen, Blumen und Stofftiere am Ende von Gleis sieben ab. An einer ökumenischen Andacht auf dem Bahnhofsvorplatz nahmen mehrere Hundert Menschen teil.