Der Cheftheologe der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thies Gundlach, hat die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer als eine Aufgabe der Kirche bezeichnet. "Letztendlich ist Seenotrettung ein Teil unseres diakonischen Auftrages", sagte der Vizepräsident im EKD-Kirchenamt der "Welt" (29. August). Indem die evangelische Kirche das Rettungsschiff "Sea-Watch 4" unterstütze, reagiere sie auf einen Missstand der Europäischen Union. "Wir sind eine Notlösung. Als Christ kann man nicht billigend in Kauf nehmen, dass Menschen ertrinken."

In der Flüchtlingsdebatte sieht Gundlach einen Mangel an Empathie. Menschen, die ihre Heimat verließen, "haben ja Beweggründe, sind oft verzweifelt", sagte der Theologe. Er betonte, dass Asylverfahren fair sein müssten. Das könne auch bedeuten, dass jemand im Verfahren abgelehnt werden könne. "Unsere Seenotrettung ist kein Freifahrtschein nach Europa. Aber an unserer Arbeit auf dem Meer ändert das nichts. Wir retten jeden, den wir retten können."

Vorsitzender von United4Rescue

Gundlach ist neben seinem Amt in der EKD auch Vorsitzender des Bündnisses United4Rescue, zu dem sich die Kirche mit anderen Unterstützern zusammengeschlossen hat, um den Einsatz der "Sea-Watch 4" zu ermöglichen. Das Schiff wurde unter anderem mit kirchlichen Spenden gekauft. In den vergangenen Tagen nahm die "Sea-Watch 4" mehr als 200 Menschen auf.