Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) will das Töten männlicher Küken bis Ende 2021 beenden. Die Ministerin werde zeitnah einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen, erklärte eine Sprecherin des Ministeriums am 14. Juli in Berlin. Die von der Branche vorgelegte Vereinbarung zum Ausstieg aus dem Kükentöten erfülle Klöckners Erwartung nicht.

Klöckner hatte ihre Absicht in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" angekündigt und die Geflügelbranche kritisiert: "Da ich bislang nicht erkennen konnte, dass die Branche die bestehenden Alternativen nutzt, um das Kükentöten bis Ende 2021 flächendeckend zu beenden, lege ich ein Gesetz vor." Damit werde sie "das Töten männlicher Eintagsküken stufenübergreifend und flächendeckend verbieten".

Branche wehrt sich

Die Ministerin verwies auf Alternativen. Dazu gehören etwa die vom Landwirtschaftsministerium mit Millionenbeträgen geförderte Geschlechtsbestimmung im Ei, damit männliche Küken gar nicht erst ausgebrütet werden, oder das sogenannte Zweinutzungshuhn, bei dem männliche Tiere gemästet werden. Bislang werden jährlich Millionen männliche Küken aus Legehennen-Linien direkt nach dem Schlupf vergast, weil sich ihre Aufzucht nicht lohnt.

Der Präsident des Zentralverbandes der Geflügelwirtschaft, Friedrich-Otto Ripke, warnte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vor einem Verbot. Dieses ließe sich durch einen Import von Legehennen aus dem Ausland leicht umgehen. Klöckner würde mit einem Gesetz "falsche Tatsachen vortäuschen, und das Kükentöten für in Deutschland genutzte Jung- und Legehennen würde im Ausland weitergehen", sagte Ripke. Zudem sei ein Verbot rechtlich nur mit einer Übergangsfrist möglich.

Ripke warb stattdessen für eine Branchenvereinbarung, an der sein Verband und der Handel arbeiten. Darin soll festgehalten werden, dass Alternativen genutzt werden, um auf das Kükentöten zu verzichten. 2023 würden dann nur noch Legehennen in Ställen leben, bei deren Aufzucht keine männlichen Tiere getötet wurden.

"Überfällig"

Der agrarpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Friedrich Ostendorff, und die frühere Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) forderten ein schnelles Verbot. Ein Gesetz könne noch in diesem Herbst verabschiedet werden, erklärten sie. Zu dem Thema sei "alles gesagt und besprochen". Das Verbot des Kükenschredderns sei überfällig. Das Bundesverwaltungsgericht habe bereits 2019 geurteilt, dass eine solche Praxis aus rein wirtschaftlichen Interessen nicht zulässig sei. Die Grünen-Politiker forderten eine verpflichtende Haltungskennzeichnung, um verantwortungsvollen Tierhaltern einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen.