Der katholische Moraltheologe Eberhard Schockenhoff ist im Alter von 67 Jahren überraschend gestorben. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz würdigte den Bio- und Friedensethiker am 19. Juli für seine visionäre Kraft im theologischen Forschen und Reden. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, attestierte Schockenhoff "eine bemerkenswerte analytische Brillanz in seinem Fachgebet der Moraltheologie aber auch bei Fragen von Kirche und Gesellschaft".

Schockenhoff veröffentlichte 2007 die Studie "Theologie der Freiheit" und unterzeichnete später das Memorandum "Kirche 2011: ein notwendiger Aufbruch". Er setzte sich für stärkere Beteiligung von Laien und Frauen in der katholischen Kirche ein sowie für die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion. Von 2008 bis 2016 gehörte Schockenhoff dem Deutschen Ethikrat an, bis 2012 als stellvertretender Vorsitzender.

Nie mit erhobenem Zeigefinger

Schockenhoff starb am 18. Juli an den Folgen eines Unfalls, wie Medien unter Berufung auf die Universität Freiburg berichteten. Bischof Bätzing erklärte, Schockenhoff habe Moraltheologie nie mit erhobenem Zeigefinger vertreten und nie in Verbotskategorien gedacht. Vielmehr habe er Moral und Ethik für den Menschen und die Kirche verstehbar und lebbar machen wollen.

Der gebürtige Stuttgarter Schockenhoff hat Theologie in Tübingen und Rom studiert und wurde 1978 zum Priester geweiht. Nach Promotion und Vikariat in Ellwangen und Stuttgart kam er an die Theologische Fakultät der Universität Freiburg. 1989 bekam er einen Lehrstuhl in Regensburg. 1994 folgte er einem Ruf als Professor für Moraltheologie nach Freiburg.