UN-Generalsekretär António Guterres fordert angesichts der Corona-Pandemie mehr internationale Zusammenarbeit, um künftige und womöglich noch gefährlichere Seuchen zu verhindern. "Stellen Sie sich vor, eines Tages bricht ein Virus aus, das sich so schnell verbreitet wie Corona, aber so tödlich ist wie Ebola", sagte Guterres der Tageszeitung "Welt" (27. Juni). "Ich hoffe, dass die Krise ein Weckruf ist. Dass sie uns zeigt: Wir können Herausforderungen wie Pandemien nur gemeinsam bewältigen."

Guterres verteidigte zugleich die Weltgesundheitsorganisation (WHO), der US-Präsident Donald Trump eine zu große Nähe zu China vorwirft. "Wir werden uns genau ansehen müssen, wie sich das Virus so schnell ausbreiten konnte und wie die WHO und andere Organisationen reagiert haben", sagte er. "Ja, vielleicht gab es Fehler." Aber er glaube nicht, dass die WHO China helfen wollte, die Realität zu verschleiern. "Ich kenne die Leute bei der WHO", erklärte Guterres. "Sie werden sicher nicht von irgendeinem Staat kontrolliert."

Der UN-Generalsekretär betonte, die Vereinten Nationen versuchten alles, um die Pandemie zu stoppen. "Wir haben seit dem Ausbruch des Virus 250 Millionen Masken, Kittel und Handschuhe verteilt", sagte er. Die Hilfe erreiche 110 Millionen Menschen in 64 Ländern. Zugleich gehe der reguläre Kampf gegen Krankheit, Hunger und Armut auf der Welt weiter. "Wir mögen bürokratische Probleme haben und hier und da veraltete Strukturen", sagte Guterres, "aber unsere humanitäre Unterstützung funktioniert".