Der Schriftsteller Michael Roes erhält den diesjährigen mit 12.800 Euro dotierten Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis. Eine neunköpfige Jury unter dem Vorsitz von LWL-Direktor Matthias Löb habe dem Berliner Autoren den "Westfälischen Literaturpreis 2020" zuerkannt, teilte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am 24. Juni in Münster mit. Tag, Ort und Rahmen der Preisverleihung stünden wegen der Corona-Pandemie noch nicht fest. Der Landschaftsverband verleiht den Literaturpreis seit 1953 alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Konrad-von-Soest-Preis (Kunst) und dem Hans-Werner-Henze-Preis (Musik).

Der gebürtige Westfale Roes habe mit seinen 13 Romanen, aber auch mit seinen Film- und Theaterarbeiten die Literatur um neue Themen bereichert, heißt es in der Jury-Begründung. Mit seinen Texten bringe er den Lesern fremde Lebens- und Kulturkreise auf eindringliche Art und Weise nahe. Hierfür habe er offene, multiperspektivische Erzählformen gefunden, die nahezu alle literarischen Gattungen vom Roman bis zur Reportage einschließen.

Grenzen von Sprache erkunden

Dabei stelle Roes kulturell tradierte Wahrnehmungsweisen in Frage und erkunde die Grenzregionen der Sprache neu. "Die Begegnung mit dem Fremden, etwa mit einer Gruppe gehörloser Jugendlicher im Jemen, nutzt er, um zu lernen, wie wir miteinander reden und einander zuhören können", so die Jury.

Roes wurde am 7. August in Rhede bei Bocholt geboren. Sein Studium der Philosophie, Psychologie und Germanistik schloss er mit Promotion ab Sein Romandebüt gab der Schritsteller 1996 mit "Rub al-Khali - Leeres Viertel", für das er zuvor ein Jahr lang im Jemen recherchiert hatte. Weitere Bücher von ihm spielen unter anderem in der saudischen Wüste, in Mali, am Mississippi, in Afghanistan oder in Albanien. Zuletzt erschienen seine Romane "Zeithain" (2017) und "Herida Duro" (2019).

Der Schriftsteller, Stückeschreiber und Filmemacher wurde mehrfach für sein Werk ausgezeichnet, darunter mit dem Else-Lasker-Schüler-Preis, dem Literaturpreis der Stadt Bremen und dem Alice-Salomon-Poetik-Preis. Ende Mai war bekanntgegeben worden, dass Roes in diesem Jahr ebenfalls den Margarete Schrader-Preis für Literatur der Universität Paderborn mit einem Preisgeld von 8.000 Euro erhält.