Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht 2020 an den indischen Wirtschaftswissenschaftler und Philosophen Amartya Sen. Der Stiftungsrat habe den 86-jährigen Harvard-Professor und Nobelpreisträger ausgewählt, weil er sich "als Vordenker seit Jahrzehnten mit Fragen der globalen Gerechtigkeit auseinandergesetzt" habe. Seine Arbeiten seien für die Bekämpfung der sozialen Ungerechtigkeit in der Welt so relevant wie nie zuvor. "Amartya Sen hebt Solidarität und Verhandlungsbereitschaft als essenzielle demokratische Tugenden hervor und beweist, dass Kulturen keine Quelle des Streits um Identitäten sein müssen", heißt es in der am 18. Juni veröffentlichten Begründung der Preis-Jury.

Amartya Sen wurde 1933 in der indischen Region Westbengalen geboren. Er forscht seit Jahrzehnten an weltweit führenden Hochschulen über die Folgen der Globalisierung und die Ursachen von Armut und Hunger. Seine Überlegungen liegen dem von den Vereinten Nationen verwendeten Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index) zugrunde. Für seine Theorien zur Wohlfahrtsökonomik in Entwicklungsländern erhielt er 1998 den Wirtschaftsnobelpreis.

Verleihung am 18. Oktober

Die Verleihung des Friedenspreises findet traditionell zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 18. Oktober in der Paulskirche statt und wird live im Fernsehen übertragen. Die Auszeichnung wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Sie soll laut Statut eine Persönlichkeit auszeichnen, "die in hervorragendem Maße vornehmlich durch ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen hat". Zu den Trägern des Preises gehören der DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer, der Schriftsteller Martin Walser und der Philosoph Jürgen Habermas. Im vergangenen Jahr erhielt der brasilianische Fotograf Sebastião Salgado den Preis.