Kirchen sowie Islam- und Sozialverbände haben anlässlich des am Samstag begangenen Weltflüchtlingstages eine stärkere Unterstützung für Flüchtlinge gefordert. "Flüchtlinge gehören zu Gottes großer Menschheitsfamilie und sie brauchen unsere Hilfe, unsere Unterstützung", sagte der rheinische Präses Manfred Rekowski in einer am 19. Juni veröffentlichten Videobotschaft. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki prangerte die unmenschlichen Bedingungen in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln an und appellierte an die Politik, besonders unbegleitete Minderjährige und alte Menschen von dort aufzunehmen. Auch die Wohlfahrtsverbände in NRW drängten auf die sofortige Aufnahme von älteren und erkrankten Menschen,

Kirchen unterstützten die Seenotrettung im Mittelmeer, "damit Menschen auf der Flucht nicht ertrinken", sagte Rekowski, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. "Wir unterstützen die griechischen Kirchen bei ihrer humanitären Arbeit in den Flüchtlingslagern." Auch in Deutschland sei die Kirche in der Flüchtlingsarbeit aktiv.

Kardinal Woelki: Flüchtlinge aus griechischen Lagern aufnehmen

Der Kölner Erzbischof Woelki, erklärte die Aufnahme von minderjährigen und alten Menschen sei "schlicht ein Gebot der Menschlichkeit und der Nächstenliebe", erklärte Woelki am 19. Juni in einem Videostatement zum Weltflüchtlingstag. "Auf den griechischen Inseln Samos, Lesbos und Kos hausen Menschen seit Monaten in erbärmlichen Lagern - traumatisiert, krank, der Corona-Pandemie nahezu schutzlos ausgeliefert", sagte der Kölner Kardinal. Sie brauchten eine Chance zum Überleben. "Wir müssen es uns leisten, diese Menschen bei uns aufzunehmen, um ihnen endlich einen sicheren Hafen zu geben."

Humanitäres Handeln sei in dieser beispiellosen Krise ein Gebot von Solidarität und Menschlichkeit, die sich über nationale Grenzen hinweg erstrecke, sagte der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW, Frank Johannes Hensel. Die Corona-Pandemie bedrohe noch immer 42.000 Flüchtlinge "in den völlig überfüllten Elendslagern" auf den griechischen Inseln Lesbos, Samos, Chios, Leros und Kos, hieß es. Grundlegende Hygienemaßnahmen könnten aufgrund der Lebenssituation nicht umgesetzt werden. Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" wies auf die große Not der Millionen geflüchteter Mädchen und Jungen hin. Kinder seien besonders gefährdet.

Der NRW-Flüchtlings- und Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) sagte dem epd: "Wir haben die gemeinsame Verantwortung, Flüchtlinge zu schützen und gleichzeitig Fluchtursachen zu bekämpfen. Und das nicht nur am Weltflüchtlingstag." Er betonte: "Niemand flieht freiwillig aus seiner Heimat."

Eine verantwortungsvolle Flüchtlingspolitik mahnte die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) an. "Wir appellieren an die Politik, globale Verantwortung zu übernehmen und eine Politik zu etablieren, deren Leitlinie das Wohl des Menschen ist und nicht der Profit", erklärte IGMG-Generalsekretär Bekir Altas. Bewaffnete Auseinandersetzungen, Naturkatastrophen und Armut sorgten für eine steigende Zahl von Flüchtlingen.

Der Weltflüchtlingstag wurde erstmals 1914 von Papst Benedikt XV. vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges als Gedenktag ausgerufen. 2001 wurde der 20. Juni von den Vereinten Nationen zum jährlichen Weltflüchtlingstag erklärt.