Virtuelle Kirche, Kindergemeinde und ökumenische Segensfeiern: Die Evangelische Kirche im Rheinland fördert zunächst zehn innovative und unkonventionelle Formen kirchlichen Lebens in sogenannten Erprobungsräumen. Die Modellprojekte und Initiativen erprobten mit Mut und Kreativität, wie Kirche neu Gestalt gewinnen könne, erklärte die zweitgrößte deutsche Landeskirche am 17. Juni in Düsseldorf. Beworben hatten sich für die erste Phase des Förderprogramms 17 unterschiedliche Teams mit ihren Ideen.

Präses Manfred Rekowski zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt und Experimentierfreude der ersten Erprobungsräume. "Ich wünsche den Initiativen, dass sie unsere Kirche verändern, Prozesse anstoßen, in denen Bewährtes um Neues ergänzt wird", sagte der leitende Theologe der rheinischen Kirche, die sich zwischen Niederrhein und Saar erstreckt und rund 2,45 Millionen Mitglieder hat. Ziel sei es, Menschen zu erreichen, die sich in bisherigen kirchlichen Angeboten nicht beheimatet fühlten.

Zu den ausgewählten Initiativen gehören das urbane Familienkloster "die Eis-Heiligen" im Kölner Stadtteil Ehrenfeld, die Gemeindegründung "die dorf.kirche düsseldorf", die Kindergemeinde "kidscom" in Cochem und der Aufbau der virtuellen Gemeinde "Lorenz-Space" in der Kirchengemeinde Schafbrücke bei Saarbrücken. In Solingen werden die Ortsgemeinde Widdert, die mit geringer pastoraler Versorgung ehrenamtlich verantwortet wird, und das Projekt "freiraum+" junger Familien in der Gemeinde St. Reinoldi Rupelrath unterstützt.

Zweite Bewerbungsphase startet am Reformationstag

Weitere ausgewählte Erprobungsräume sind ökumenische Segensfeiern in Essen, die Gründung einer internationalen Gemeinde im Kirchenkreis an Nahe und Glan, die Initiative "beymeister" in Köln-Mülheim und die Gemeinwesenorientierung des Kirchenkreises Niederberg. Die Projekte würden für einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren finanziell, fachlich und beratend gefördert, hieß es. Die Erfahrungen sollen am Ende evaluiert werden.

Die rheinische Landessynode hatte das Förderprogramm mit einem Gesamtvolumen von bis zu 13 Millionen Euro im Januar beschlossen. In den kommenden zehn Jahren werden demnach sechs Millionen Euro für neue Formen der Gemeindearbeit bereitgestellt. Zudem wurden Pfarrstellen und eine Projektstelle "Gemeindeformen/Erprobungsräume" eingerichtet. Sie wird von der Theologin Rebecca John Klug geleitet, die in Essen die Initiative "raumschiff.ruhr" aufgebaut hat.

Am 31. Oktober, dem Reformationstag, beginnt eine zweite Bewerbungsphase für weitere "Erprobungsräume". Außerdem hat die rheinische Kirche eine Kooperation mit der CVJM-Hochschule in Kassel aufgenommen, um so innovative Gemeinde- und Jugendarbeit anzustoßen. Dazu wird ein Stipendium für fünf Plätze vergeben.

Die ersten zehn "Erprobungsräume": https://erprobungsraeume.de/thema/erprobungsraeume/