Als der italienische Ministerpräsident die Schließung aller nicht lebensnotwendigen Geschäfte im ganzen Land anordnet, hat die römische Altstadt sich bereits fast vollständig geleert. Nachdem die meisten Städtereisenden die Ewige Stadt bereits verlassen haben, lassen die Besitzer der überwiegend auf Touristen spezialisierten Geschäfte die Rollläden herunter. Vereinzelte Urlauber treffen sich in der warmen Frühlingssonne in einem der wenigen noch geöffneten Eiscafés hinter der Piazza Navona. Vor dem abgesperrten Petersplatz nehmen einheimische Spaziergänger die letzten verbliebenen Touristen in Augenschein.

"Gemeinsam schaffen wir das", versichert Ministerpräsident Giuseppe Conte mit belegter Stimme am späten Abend in einer Videobotschaft an die Bürger des Landes. Zuvor hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in bewegenden Worten auf Italienisch ihre Solidarität geäußert. Die weitere drastische Einschränkung des öffentlichen Lebens war nötig geworden, denn viele Bürger hatten sich trotz Verbots auch zum Joggen und Spazierengehen auf Straßen und in Parks versammelt.

"Kein Licht am Ende des Tunnels"

Die Anordnung zeigt bereits am nächsten Morgen Wirkung. Am Vortag hatten noch einzelne Touristen Selfies mit dem Petersdom im Hintergrund gemacht. Am Straßenrand sogar warteten mehr Souvenirstände und Getränkeverkäufer als gewöhnlich auf sie. Wenige Stunden nach Contes neuer Ankündigung eilen nur wenige Römer auf dem Weg zur Arbeit ohne einen Blick auf den Petersdom über den Platz.

Nur der Kiosk breitet Souvenirs und Rom-Kalender aus, denn er verkauft auch Zeitungen, die nicht von der Schließung betroffen sind. "Kein Licht am Ende des Tunnels", sagt der Mann, der seinen Kiosk am liebsten schon vor Tagen geschlossen hätte. "Hoffen wir, dass es diesmal wirkt", sagt er voller Zweifel, dass die weiteren Einschränkungen des öffentlichen Lebens die Ausbreitung des Virus endlich stoppen werden.

In den späten Stunden verebbt schließlich auch das Nachtleben auf den Plätzen der Altstadt, auf denen sich trotz Verbots junge Leute getroffen hatten. "Es heißt, dass sich nur alte Leute anstecken", sagt ein junger Mann, der mit seiner Freundin Arm in Arm wenige Stunden vor Contes neuerlichem Dekret mit erweiterten Schließungen spazieren geht. "Schließlich müssen wir positiv denken, deshalb gehen wir ein bisschen Luft schnappen."

Juve-Spieler infiziert

Fast gleichzeitig mit der Schließung aller Geschäfte für nicht lebensnotwendige Waren wird bekannt, dass das Coronavirus auch vor jungen Leuten in körperlicher Höchstform nicht halt macht. Waren die Appelle des Ministerpräsidenten, zu Hause zu bleiben, teilweise ins Leere gelaufen, erzielt die Nachricht, dass sich ein Spieler des Fußball-Erstligisten Juventus Turin infiziert hat, offenbar die nötige Wirkung: keine Jogger und fröhlichen Spaziergänger mehr auf den Straßen.

"Atemmasken sind seit einem Monat ausverkauft", sagt die Apothekerin hinter der Piazza Navona mit einem Achselzucken. Dennoch tauchen auch in Rom plötzlich immer mehr Menschen mit einfachem oder mit Filter versehenem Mundschutz auf. Wie ernst die Lage ist, zeigt, dass keine Eltern mit Kindern mehr auf den Straßen zu sehen sind. Familien betreuen ihre Kinder in den kommenden Wochen zu Hause. In der ganzen Stadt scheint dauerhaft ein früher Frühlingsmorgen zu herrschen mit Stille, wo ansonsten Verkehrschaos herrscht und nervöse Autofahrer versuchen, sich den Weg frei zu hupen.