Bei einer Sachverständigenanhörung im zuständigen Sozialausschuss des NRW-Landtags haben die Experten am 29. Januar einen Antrag der Grünen-Fraktion zur Weiterentwicklung der Inklusion von Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt begrüßt. Zugleich forderten sie die CDU/FDP-Koalition auf, die Kooperationsstrukturen der beteiligten Verbände und Behörden in diesem Bereich voranzutreiben.

Bislang sei es so, dass die einzelnen beteiligten Leistungsträger, Verbände und Behörden "nur über das eigene Angebot in Sachen Inklusion Behinderter auf dem Arbeitsmarkt Kenntnis haben", kritisierte etwa der Bonner Diplom-Psychologe und Projektberater Manfred Becker. "Da müssen wir raus. Die Zusammenarbeit und Beratung der Reha-Träger muss dringend verbessert werden." Becker plädierte unter anderem für die Einrichtung regionaler Arbeitsgemeinschaften.

Förderprogramm für Inklusionsfirmen vorgeschlagen

Claudia Rustige von der Bundesarbeitsgemeinschaft Inklusionsfirmen betonte, es gebe "noch großes Potenzial" bei der Zusammenarbeit im Hinblick auf die Schaffung von Zugängen behinderter Menschen in den Arbeitsmarkt. Die Vergabestellen von Auftraggebern müssten zudem dafür sensibilisiert werden, Inklusionsfirmen bevorzugt zu berücksichtigen. Auch die Gründung neuer Inklusionsfirmen müsse weiter gefördert werden.

Andere Sachverständige plädierten für mehr Förderung durch die Jobcenter, eine deutliche Anhebung der Lohnkostenzuschüsse auch bei Inklusionsbetrieben und vermehrte Anstrengungen bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze von Menschen mit Behinderungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Thorsten Schmitz von der gemeinnützigen Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft der Arbeiterwohlfahrt sprach sich für ein personenzentriertes Angebot zur Teilnahme am Arbeitsleben Behinderter aus. Nur so erhielten die Betroffenen Möglichkeiten, das eigene Arbeitsleben selbstbestimmt zu gestalten.

"Arbeitsmarktsituation für behinderte Menschen schon lange prekär"

Ein Vertreter des Landesbehindertenrates NRW wies darauf hin, dass die Arbeitsmarktsituation für behinderte Menschen "schon sehr lange prekär ist und auf hohem Niveau stagniert". Unerlässlich sei die Einhaltung der gesetzlichen Beschäftigungspflicht durch öffentliche und vor allem durch private Arbeitgeber, hieß es in der Stellungnahme. Anderenfalls liefen alle Bemühungen in diesem Bereich "ins Leere".

Thomas Tenambergen von der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege NRW forderte etwa beim Übergang aus einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in den allgemeinen Arbeitsmarkt eine "Vereinfachung und Flexibilisierung des Übergangs sowie eine anschließende Förderung und Begleitung." Das Modell der Teilhabe am Arbeitsleben in den Werkstätten für schwerstmehrfach behinderte Menschen in NRW müsse auf jeden Fall gesichert werde, hieß es.