Die hierarchische Verfasstheit der Kirche werde durch das Forum infrage gestellt, sagte Woelki am 1. Februar dem Kölner Portal "domradio.de". Durch die Synodalversammlung sei "quasi ein protestantisches Kirchenparlament" ins Werk gesetzt worden. Alle seine Befürchtungen in dieser Hinsicht seien eingetreten.

Das Wesen der katholischen Kirche, die zwischen Geweihten und Nichtgeweihten und deren unterschiedlichen Aufgaben unterscheide, sei in vielen Redebeiträgen ignoriert worden, sagte der Kölner Erzbischof. Schon beim Einzug zum Gottesdienst, als Bischöfe und Laien alle gemeinsam eingezogen seien, sei zum Ausdruck gebracht worden, "dass da jeder gleich ist. Und das hat eigentlich nichts mit dem zu tun, was katholische Kirche ist und meint".

Kirche "nicht neu erfinden"

Woelki, der an der Synodalversammlung in Frankfurt teilgenommen hatte, kritisierte auch, dass nicht jede Meinung dort Gehör gefunden habe und nicht alle Rederecht erhalten hätten. So seien nicht alle Redeanträge, die vorher schriftlich eingereicht wurden, berücksichtigt worden.

Der Kardinal appellierte an Delegierte und Kirchenmitglieder, sich auf die lange Tradition der Kirche zu besinnen und nicht nach zweitausend Jahren die Kirche neu erfinden zu wollen. Es gehe darum, erst einmal zu verstehen, "was Glaube und Lehre der Kirche ist", und dann aufgrunddessen Antworten auf die Fragen der Gegenwart zu finden.

Die erste gemeinsame Tagung von Bischöfen und Laien war der Auftakt zu einem Reformprozess, der die katholische Kirche aus der Krise führen soll. Dabei geht es schwerpunktmäßig um die Rolle der Frau in kirchlichen Ämtern, die katholische Sexuallehre sowie um die Macht des Klerus und den Zölibat.